Aufrufe
vor 3 Wochen

175 Jahre Nationalversammlung in der Paulskirche

  • Text
  • Geschichte
  • Gedenken
  • Erinnerung
  • Freiheit
  • Revolution
  • Stadt
  • Deutschen
  • Frankfurter
  • Nationalversammlung
  • Demokratie
  • Frankfurt
  • Paulskirche

JahreNationalversammlung in derPaulskirche „Wir wollen ein Ensemble aus Paulskirche und Haus der Demokratie“ Volker Kauder ist Vorsitzender der Expertenkommission Paulskirche. Ein Gespräch über die Arbeit der Fachleute und ihre Ideen für die Zukunft des Gebäudes Herr Kauder, woran arbeitet die Expertenkommission Paulskirche? Wir haben die Aufgabe, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie die Paulskirche zu einem nationalen Denkortfürdie deutsche Demokratiegeschichte werden kann. Warum finden die Sitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt? WirsindeineExpertenkommission,keinParlament, kein Gemeinderat. Wir haben die Aufgabe, unsere Vorschläge zunächst an die Bundesregierung, konkret an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth,weiterzugeben.Siewirddiesedannder Öffentlichkeit präsentieren. Dass manches zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit erarbeitet wird, ist doch völlig üblich, zum Beispiel im Deutschen Bundestag, wo die Fachausschüsse nicht öffentlich sind. Meine ganze Erfahrung in der Politik ist: DortwoÖffentlichkeitherrscht,werdenReden für die Öffentlichkeit gehalten. Wie sieht der Zeitrahmen zur Veröffentlichung der Vorschläge aus? Mein Ziel war es, dass wir Ende des Jahres 2022mitunserenBeratungenfertigsindund dass wir dann spätestens im Frühjahr 2023 den von der Kommission verabschiedeten Text übergeben können. Im Mai 2023 ist das Jubiläum 175 Jahre Einzug der Nationalversammlung in die Paulskirche, dann wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Frankfurt kommen. Bis dahin werden wir unseren Vorschlag präsentiert haben. Inwiefern ist die Kommission an die Beschlüsse der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gebunden? Die Expertenkommission ist als eine unabhängige Kommission eingesetzt worden. Stadt, Land und Bund haben die Mitglieder berufen – deswegen können nun keine weiteren Mitglieder aufgenommen werden. Die Expertenkommission macht einen Vorschlag. Dann sind die politischen Gremien aufgerufen zu beurteilen, ob sie sich an diesen Vorschlag halten wollen oder nicht. Wir treffen keine verbindliche Entscheidung. Die Stadtverordneten in Frankfurt haben sich bei einer Sanierung und Neuausrichtung mehrheitlich für eine Beibehaltung der wiederaufgebauten Paulskirche nach dem Entwurf von Rudolf Schwarz und weiteren Architekten entschieden. Hält sich die Kommission an diesen Beschluss, oder ist auch eine Sanierung denkbar, die auf das historische Gebäude von 1848 zurückgreift? Wir haben eine Expertenkommission, und die wäre ganz schön sauer, wenn der Vorsitzende, der noch nicht einmal ein Museumsexperte, sondern ein Experte für die ErstellungvonStellungnahmenundGutachtenist, sich nun dazu äußern würde. Ich sage mal so: Im Vorfeld ist ja sehr viel diskutiert worden, auch nach einem ersten Gespräch mit dem Bundespräsidenten, an dem auch Experten, die nun in der Kommission sind, teilgenommen haben. Da wurde unter anderem von mehr Emotionalität gesprochen, die die Paulskirche hervorrufen sollte. In Frankfurt konnte da vielleicht der Eindruck entstehen: Was ist da los? Was soll da kommen? Auf der anderen Seite: Eines der gelungensten politischen Gebäude in unserem Land ist der Reichstag. Wenn man den Reichstag so aufgebaut hätte, wie es die Denkmalpflege verlangthat,nämlichmitderaltenKuppel,dann wäre diese Sensation mit der Glaskuppel, die ja weltweit als Sensation wahrgenommen wird, gar nicht entstanden. Also eine Glaskuppel für die Paulskirche? Damit will ich nur sagen: Man muss behutsam umgehen mit historischen Gebäuden, aber auch einen Blick in eine moderne Zeit werfen.WirhabendochguteMöglichkeiten, sowohl die Paulskirche grundsätzlich bestehen zu lassen als auch in einem Haus der Demokratie etwas Neues zu ermöglichen. Das hatdieExpertenkommissionauchschoneinstimmig beschlossen. Wir wollen ein Ensemble aus Paulskirche und Haus der Demokratie in unmittelbarer Nähe und mit einem direkten Zugang zur Paulskirche. Das ist im Übrigen auch eine Erfahrung von mir: Je mehr Zugänge ein Gebäude hat, desto komplizierter und teurer wird es. Das Haus der Demokratie und die Paulskirche brauchen einen gemeinsamen Zugang. Gibt es einen speziellen Standort, den Sie bevorzugen? Es stehen ja mehrere zur Auswahl. Da haben wir noch keine Entscheidung getroffen. Wir haben in einer Sitzung eine große Anhörung durchgeführt, mit Museumsgestaltern, mit Büros aus Frankfurt und den Niederlanden, und haben uns berichten lassen, wie man einen großen Raum wie in der Paulskirche so bespielen kann, dass er auch für weitere Veranstaltungen nutzbar ist. Es wurden verschiedene Konzepte vorgestellt, wie man die Paulskirche und das Haus der Demokratie verbinden kann. Und darüber wird nun beraten. In den Sitzungen im Sommer und Herbst wollen wir einen ersten Diskussionsentwurf vorlegen. Die große Hürde ist, so viele der Expertinnen und Experten wie möglich zu einem gemeinsamen Votum zu bringen. Denn ein Vorschlag einer Expertenkommission, die nur mit knapper Mehrheit entscheidet, wiegt nicht so schwer wie einVorschlag,dervoneinergroßenMehrheit getragen wird. Die Paulskirche ist bislang vor allem ein Gedenkort und ein Ort für Preisverleihungen wie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Paul- Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter- Preis, den Börnepreis. Sollte die Paulskirche sich weiter öffnen für breitere Veranstaltungsformate, zum Beispiel auch für Nichtregierungsorganisationen? In der Paulskirche wird die Geschichte der Paulskirche erzählt. Die Ausstellung in der Wandelhalle, die etwas in die Jahre gekommen war, wurde im Juni überarbeitet und aktualisiert. Die großen Veranstaltungen, die jetzt in der Paulskirche stattfinden, werden sicher auch künftig in der Paulskirche stattfinden, aber eben nicht nur. Allein für Preisverleihungen wäre diese Räumlichkeit zu wenig genutzt. Ziel ist es, dass das Gesamtensemble Paulskirche und Haus der Demokratie eine Breite in der Demokratie abbildet. Welche Vision haben Sie für das Haus der Demokratie? Das Haus der Demokratie soll ein lebendiger Ort sein. Dort wird eine Ausstellung zu präsentieren sein, vielleicht keine ständige Ausstellung, sondern eine Wechselausstellung; die ständige Ausstellung wäre dann in der Paulskirche. Dort sollen, wie man heute neudeutsch sagt, Workshops stattfinden. Dort soll Demokratie im spielerischen Umgang vonSchülerinnenundSchülernerfahrbargemacht werden. Dort sollen natürlich Diskussionen stattfinden und Partizipation – das neue Zauberwort für jedes Museum – gelebt werden, und zwar nicht nur für die Stadtgesellschaft, sondern darüber hinaus. Ich habe so etwas schon erlebt, im Deutschen Bundestag. Dort haben wir oft junge Menschen zu Gast, die zwei Tage im Plenarsaal des Bundestages tagen, Anträge formulieren, Debatten führen – und dann ganz erstaunt sind, wenn ihnen der Präsident das Wort entzieht, weil die Redezeit überschritten ist. Wir werdenunsalsZielgruppeunteranderemanjungeMenschenwenden,dieihreErfahrungmit der Demokratie machen müssen. Und auch politisch aktive Gruppen, von denen es in Frankfurt viele gibt, werden angesprochen. Worüber wir noch diskutieren müssen, ist, ob nur die Vertreter der Demokratie sich präsentieren dürfen – oder auch die Gegner der Demokratie? Das wäre an einem Gedenkort für die Demokratie sicher problematisch. Klar ist eins, und das haben wir in der Geschichte der Paulskirche und der Weimarer Republik erlebt: Wer den Gegner der Demokratie nicht wehrhaft entgegentritt, der gefährdet die Demokratie. Florian Leclerc Der langjährige Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion und Jurist Volker Kauder (73) hat den Vorsitz der Kommission zur Paulskirche inne. Die Kommission aus 13 Expertinnen und Experten aus Bund, Stadt und Land berät das Projekt Neugestaltung der Paulskirche aus museal-fachlicher Sicht. Foto: Christoph Boeckheler

Anzeigen-Sonderveröffentlichung Seite 25 „Paulskirche zur Lernstätte der Demokratie weiterentwickeln“ DieExpertenkommissionPaulskirchehatam 21. April in Berlin ihre Empfehlungen zur künftigen Entwicklung der Paulskirche und des Hauses der Demokratie vorgelegt. Der Kommissionvorsitzende, Volker Kauder, überreichte den Bericht in Schloss Bellevue anBundespräsidentFrank-WalterSteinmeier sowie an Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Staatsminister Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, und die kommissarische Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Nargess Eskandari-Grünberg. Volker Kauder, Vorsitzender der Expertenkommission: „Die Einheit von sanierter Paulskirche und neu zu schaffendem Haus der Demokratie bietet eine großartige Chance, das Bewusstsein für die Bedeutung der Paulskirchezuschärfenunddenhistorischen OrtfürdieFragenkommenderGenerationen zu öffnen. Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt die Expertenkommission vor, die durch den Wiederaufbau geschaffene und seit 1948 überlieferte Gestalt der Paulskirche zeitgemäß und unter Beachtung des Denkmalschutzes fortzuentwickeln, damit möglichst viele Besucherinnen und Besucher erreicht werden. Das Haus der Demokratie soll politische Diskussionen und gesellschaftliche Partizipation ermöglichen. So soll die Paulskirche zur Erinnerungsstätte für die GeschichteunsererDemokratieundzugleich zur Lernstätte weiterentwickelt werden.“ Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg: „Ein erster großer Schritt zum Haus der Demokratie ist getan. Mitten in Frankfurt soll für alle Menschen ein Ort entstehen, an dem Demokratie als Lebenspraxis erfahrbar wird. Vom Haus der Demokratie sollen Impulse für eine gerechte, solidarische, friedliche und diverse Gesellschaft ausgehen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Wirkung entfalten.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (8.v.l.) und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (9.v.l.) mit Staatsminister Axel Wintermeyer, Chef der Staatskanzlei Hessen (10.v.l.), sowie Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien (11. v.l.), und die Expertenkommission Paulskirche im Schloss Bellevue anlässlich der Übergabe des Abschlussberichts der Kommission. Copyright: Bundesregierung Foto: Sandra Steins Mit RMVgo zum Paulskirchenfest und 5 € sparen QR-Code scannen und die App RMVgo holen Coupon-Code: rUnTEXw Dieser Coupon-Code im Wert von 5 € ist bis zum 22.05.2023 einlösbar. Der Coupon-Code gilt ausschließlich für den Erwerb eines RMV-HandyTickets mit einem meinRMV-Benutzerkonto über die App RMVgo. Der Erwerb eines Deutschlandtickets ist von dieser Aktion ausgeschlossen. Der Restwert verfällt. Weitere Infos unter: rmv.de/agb-couponing.