12 Historisches an der Mainbrücke Brickegickel und Frankenfurt Die Alte Brücke erzählt viele Geschichten Von Sabine Hagemann Was wäre der heimatliche Hafen ohne die Geschichten, die sich um ihn ranken? Anekdoten, Sagen und wahre Begebenheiten verleihen einem Ort seine Einzigartigkeit und machen ihn unverwechselbar. Jede Menge Geschichten kann allein die Alte Brücke erzählen. Sie verbindet die Frankfurter Altstadt mit Sachsenhausen und ist die älteste Mainbrücke Frankfurts. Wie alt die Alte Brücke genau ist, lässt sich nicht sagen, aber eine Dame fragt man bekanntlich nicht nach ihrem Alter und eine Grande Dame schon gar nicht. Erstmals offiziell erwähnt wird sie in einem Gerichtsdokument 1222. Man munkelt allerdings, dass sie viel älter sein soll. Das hohe Alter ist ihr nicht anzusehen. Okay, sie hat immer mal was an sich machen lassen. Aber so ein Brückenleben ist nicht ohne: Die alltäglichen Belastungen, der Zahn der Zeit, Katastrophen wie Hochwasser und Kriege können jede Schönheit ruinieren. Das erste jugendliche Portrait von ihr ist eine Zeichnung im „Frankfurter Badebuch“ von 1405. Deutlich zu erkennen sind imposante Brückentürme, das schmucke, mit einem Hahn verzierte Brückenkreuz sowie ihre steinernen Rundungen, frech umspült vom Wasser des Mains. Ihre Geburtsstunde mag ein gut gehütetes Geheimnis sein, aber die Umstände, unter denen sie das Licht der Welt erblickte, von denen erzählen sich die Frankfurter Folgendes: Ihr Erbauer soll mit seinem Leben dafür garantiert haben, die Brücke zu einer bestimmten Frist fertigzustellen. Witterungsbedingt gingen die Arbeiten allerdings nur schleppend voran und die Frist rückte näher. Der Baumeister rief den Teufel um Hilfe und der lieferte prompt: In nur einer Nacht war das Bauwerk vollendet. Dafür forderte der Höllenfürst allerdings die Seele des ersten Lebewesens, das über die Brücke schreitet. Da der Baumeister nicht im Inferno landen wollte, schnappte er sich einen Hahn und scheuchte diesen über die Brücke. Der Teufel tobte, riss das arme Federvieh in zwei Teile und pfefferte diese mit Schmackes auf die Brücke, was zwei immerwährende Löcher hinterließ. Der Gehörnte wollte die Brücke zerstören, da läute- ten die Glocken und eine ein Kreuz vorantragende Prozession näherte sich zur Einweihung der Brücke. Der Teufel scherte sich fluchend zu selbigem. Seitdem ist er vermutlich nicht gut auf die Frankfurter zu sprechen. Der erleichterte Baumeister ließ auf der Brücke ein verziertes metallenes Kruzifix und obendrauf einen goldenen Hahn montieren, der auf Frankforderisch „Brickegickel“, also „Brückenhahn“, genannt wird. Das Kreuz mitsamt Hahn war abseits der Sage nicht nur ein schmückendes Dankeschön, sondern zeigte zum einen den Flößern die tiefste Stelle des Mains an und zum anderen war dort die Hinrichtungsstätte für die zum Tod durch Ertränken verurteilten Verbrecher. Wer genau hinsieht, entdeckt an der Wade der Jesusfigur an dem Kruzifix eine Einbuchtung. Auch dazu gibt es eine Geschichte: Während des Dreißigjährigen Kriegs sollen sich auf der Brücke im Jahr 1635 kaiserlich katholische und schwedische Soldaten ein Gefecht geliefert haben. Für die Schweden lief es nicht so gut, woraufhin ein schwedischer Soldat mit den himmlischen Mächten haderte und vor Zorn auf das Kruzifix schoss. Die Kugel prallte von der Wade des Heilands zurück und traf den schwedischen Soldaten tödlich in die Brust. Neben Goldschmuck und Kreuz gehört auch ein Mannsbild zur Alten Brücke: Eine Sandsteinstatue erinnert ab 1843 an Karl den Großen, den König der Franken und späteren Kaiser. Das Original zog zwischenzeitlich in das Historische Museum um, aber seit 2015 steht dort eine Kopie der Statue – dank des Engagements des Neuen Brückenbauvereins, der sich für die Stadtbaukunst in Frankfurt einsetzt und zudem die Sanierung des Brückenkreuzes finanziert hat sowie unter brueckenbauverein-frankfurt.de sämtliche Geschichten und Fakten rund um die Alte Brücke zusammengetragen hat. Darunter auch, wie die Stadt Frankfurt zu ihrem Namen kam: Der Legende nach sollen Karl und seine Franken im Krieg gegen die Sachsen von ebenjenen ans Mainufer getrieben worden sein. Die Situation schien ausweglos, doch plötzlich watete
Historisches an der Mainbrücke 13 eine Hirschkuh durch den Fluss. Sofort wusste Karl der Große, dass das Tier eine seichte Stelle im Wasser, eine Furt, genutzt haben musste. Er tat es der Hirschkuh gleich und entwischte den Sachsen, als diese noch außer Sichtweite waren. Die Franken siedelten direkt am rettenden Ufer, nannten ihr Zuhause „Furt der Franken“ und aus der Siedlung wurde die 794 erstmals urkundlich erwähnte Stadt Frankfurt. Die Sachsen gründeten gegenüber Sachsenhausen. Die Alte Brücke verbindet die Frankfurter Altstadt mit Sachsenhausen und ist die älteste Mainbrücke Frankfurts. FOTOS: SABINE HAGEMANN Frankfurt wuchs und prosperierte, die Alte Brücke trug nicht nur als Verkehrs- und Handelsweg maßgeblich dazu bei. Die ehrwürdige Dame beherbergte auch Mühlen und Fischereigewölbe. Dort lagen die Boote der Frankfurter Fischer – sie hatten von dort direkten Zugang sowohl zum Main als auch zu ihren Häusern im Fischerviertel. Das ist kein Seemannsgarn. Ein Teil der Gewölbe unter der Fahrbahn der Brückenrampe kann bei speziellen Stadtführungen mit frankfurter-stadtevents.de besichtigt werden – eine starke Taschenlampe ist mitzubrin- gen. Es gab sogar einmal die Idee, Pilze in diesem „Lost Place“ zu züchten, aber daraus wurde dann doch nichts. Ob dort sagenumwobene Main- Morcheln und Brücken-Brätlinge gewachsen wären, ist fraglich, aber die Alte Brücke hätte auch das mit Fassung getragen. Betten-Zellekens GmbH, 60314 Frankfurt HESSENS GRÖSSTES BETTENFACH- GESCHÄFT WIR LASSEN DAS RHEIN-MAIN-GEBIET GUT SCHLAFEN www.betten-zellekens.de 069/420000-0
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