14 Arbeit am Osthafen „Ein Binnenschiff ersetzt 150 LKW“ Im Osthafen Frankfurt arbeiten Unternehmen eng miteinander Von Frank Sommer Knapp zehn Minuten von Frankfurts Innenstadt entfernt liegt ein bedeutendes Wirtschaftszentrum für das Rhein- Main-Gebiet: der Osthafen. Zwischen Franzius-, Schmick-, Diesel- und Uhlfelderstraße erstreckt sich östlich und westlich der Kaiserleibrücke der Binnenhafen. Vier Becken sind mit dem Main verbunden ein Gebiet, das den meisten Ein- Infobox Der Frankfurter Osthafen wurde 1912 eröffnet. Osthafen und Gutleuthafen werden von der Managementgesellschaft für Hafen und Markt (HFM), einer Tochtergesellschaft der Stadt Frankfurt betrieben. Rund 110 Unternehmen sind in den Häfen angesiedelt, rund 8000 Arbeitsplätze hängen von ihnen ab. 50 Kilometer beträgt das Schienennetz der Hafenbahn, Ost- und Gutleuthafen umfassen 140 Hektar Fläche. 2023 wurden 4 096 676 Tonnen umgeschlagen, 2048 Schiffe legten an und 34 793 Güterwagen wurden abgefertigt. wohnern unbekannt ist. Außer, wenn einmal im Jahr zum Osthafenfest die Anlagen zugänglich sind. „Das ist ein wichtiger Bestandteil zur Akzeptanz des Hafens“, sagt Stadträtin Stephanie Wüst, Dezernentin für die Hafenbetreibergesellschaft HFM. Während der Westhafen vom Wirtschaftsstandort zum Wohnquartier mutiert ist, gibt es keine ähnlichen Pläne für den Osthafen. „Es gibt einen breiten Konsens, dass die Flächen hier als Binnenhafen genutzt werden“, sagt sie, „alle Pachtverträge wurden erst verlängert.“ Auch wenn die Wirtschaft bundesweit deutlich schwächelt, brummt es im Osthafen: Lange Frachtcontainer in unterschiedlichsten Farben werden gestapelt, Güter und Nahrungsmittel werden umgeschlagen, gerade für die Baubranche im Rhein-Main-Gebiet ist der Binnenhafen ein wichtiges Drehkreuz. Große Berge an Schotter werden per Lastwagen in die Hallen des Entsorgungs- und Aufbereitungs- Bei Blasius Schuster wird Bahnschotter angeliefert. FOTOS: FRANK SOMMER unternehmens Blasius Schuster geschichtet. „Das ist Schotter aus dem Gleisbett der Bahn“, sagt Geschäftsführer Daniel Imhäuser, „die Steine werden durch die Erschütterung rund geschliffen und müssen ausgetauscht werden. Denn nur scharfkantig erfüllen sie ihre Funktion.“ Blasius Schuster recycelt den Schotter, die Steine werden mittels eines speziellen, von dem Unternehmen entwickelten Verfahrens für Asphalt- oder Betonarbeiten weiterverarbeitet. „Für die ganze Baubranche ist das von Bedeutung“, sagt Imhäuser. Nur wenige Meter entfernt von der Halle, am südlichen Becken, beginnt ein Bagger damit, den Frachtraum der MS Heinz Hofmann mit Erdaushub
Arbeit am Osthafen 15 zu füllen. Kapitän Otto Stürzer achtet darauf, dass die Fracht gleichmäßig eingefüllt wird; es wird eine Weile dauern, bis er ablegen kann. Der Erdaushub soll an den Niederrhein transportiert werden für ein Wasserbauwerk. „Wir arbeiten hier am Hafen eng miteinander abgestimmt“, sagt Imhäuser: Lastwagen, die den Schotter transportiert haben, werden nebenan beim Betonwerk neu beladen, andere Ware wird auf Schiffe oder Güterzüge verladen. „Wir haben hier eine Verzahnung zwischen dem Transport auf dem Wasser, der Schiene und mit dem LKW“, sagt Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, „gerade für die Baubranche ist der Osthafen unverzichtbar.“ Würde man den Schiffsverkehr komplett auf die Straße umrechnen, würden 47 500 LKW- Fahrten im Monat hier notiert. „Ein Binnenschiff ersetzt dabei rund 150 LKW-Fahrten, sagt Caspar, ohne die Schifffahrt wäre es nicht möglich, die Firmen zu beliefern. Binnenschiff Heinz Hofmann wird beladen. Ebenso unverzichtbar ist der Zugverkehr, die Gleise führen direkt an den Hafenbecken entlang. Mit riesigen Portalkränen werden Frachtcontainer zwischen Lastwagen, Zügen und Schiffen getauscht. Zwei rund 35 Meter hohe, bewegliche Kräne, die auf beiden Seiten des Hafenbeckens auf Schienen geführt werden, sind für den Logistik-Dienstleister im Einsatz. Rund 100 Stufen braucht man, bis man auf der höchsten Ebene eines der Kräne angelangt ist. Da sie sich bewegen, ist der Aufstieg keine einfache Sache. „Der Blick freilich von hier oben ist unglaublich“, sagt Management-Direktor Christian Eichmeier. Die Kräne sind bei je- dem Wetter im Einsatz, lediglich bei Sturm schaltet sich das System automatisch ab. Gerade wird ein Zug nach Antwerpen beladen: Nach und nach fahren die Lastwagen auf den Verladehof, der Kran greift den Container und hebt ihn auf den Zug. „Natürlich können wir die Container auch auf ein Schiff laden, der Kran kann deshalb zwischen den Seiten des Hafenbeckens hinund herfahren“, sagt er. Ein Schiff kann rund 100 Container befördern, ein Zug bis zu 90. Auf der anderen Straßenseite werden leere Container aufbewahrt, bis zu vier können übereinandergestapelt werden. Contargo hat langfris- tig in den Standort investiert und viele Arbeiten digitalisiert: Die Fahrer können sich an einem Terminal anmelden und ein Ticket ziehen, ein QR- Code weist dann darauf hin, was mit ihrem Container geschieht. „Bevor wir mit den QR-Codes gearbeitet haben, musste jede Bewegung auf dem Gelände per Funk von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weitergegeben werden“, sagt Eichmeier, die Digitalisierung sei eine deutliche Erleichterung. „Und die Fehlerquote ist seitdem Null Prozent“, fügt er an und lacht. Ganz ohne Menschen geht es freilich nicht: Kamil Bozkurt, der sich selbst als „Checker von Contargo“ lachend bezeichnet, prüft bei Einfahrt jeden Container, ob er leer und verkehrstüchtig ist: „cargo worthy“ nennt sich das. Ohne sein okay darf kein QR-Code gezogen werden. „Das sind zwischen 70 bis 200 Container, die ich am Tag kontrolliere“, sagt er. Für verschmutzte Behälter gibt es nebenan eine Reinigungsstation. Am gegenüberliegenden Hafenbecken haben inzwischen weitere Lastwagen Schotter zu Blasius Schuster gebracht, der Lärm beim Entladen ist ohrenbetäubend. Zwischen Halle und Hafenbecken sind schmale Schienen verlegt: „Wir nutzen hier auch Hybridfahrzeuge, Ihr Übergrößen-Spezialist von XXL bis 10 XL – die neuen Kollektionen sind da! ANZÜGE–HOSEN–JACKEN–HEMDEN–SHIRTS BADEMODEN – UNTERWÄSCHE – PULLOVER SWEAT-SHIRTS – WESTEN – ARBEITSKLEIDUNG Online-Shop: www.abraxas-online.de Exclusive Sportswer Klecker Modevertrieb 63450 Hanau/Hafen • Ehrichstraße 1–3 Telefon (0 6181) 3 35 50 • Parkplätze im Hof • Mo.–Fr.: 9.00–18.30 Uhr Sa.: 9.00–15.00 Uhr
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