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18 Hobbycamper am Main

18 Hobbycamper am Main Von Sylwia Ramona Sigas Heimat am Main Jürgen Rippich ist von Kindesbeinen an Hobbycamper Den Sonnenuntergang auf seinem Klappstuhl direkt am Wasser beobachten, mit Freunden grillen, sich abends am Lagerfeuer wärmen und eins mit der Natur sein: Das ist Jürgen Rippichs Hobby. Er ist 61, Hanauer, Pelzverkäufer und Hobbycamper. An der Römerbrücke am Campingplatz hat er sein Häuschen. Von April bis Oktober ist er überwiegend dort zu finden. Meistens wenn die Uhr am Freitagabend Feierabend verkündet, packt er die nötigste Ausrüstung und fährt mit seiner Ehefrau Eva zum Campingplatz, wo sie das Wochenende verbringen. Manchmal im Sommer auch mehrere Wochen. Seit Jahren ist das Szenario gleich. „Ich kann mir vorstellen, vielleicht nach der Rente, dauerhaft auf dem Campingplatz zu leben. Noch kann ich das mir nicht erlauben. Aber sag nie nie“, erklärt er, ein Lächeln umspielt seine Lippen, seine Augen glänzen. Auf dem Campingplatz fühlt er sich zuhause. Schließlich ist es seine Oase. Sein Idyll. Ein kleines Paradies, nennt es Rippich. Bereits als Kind schläft Rippich in einem Wohnwagen, spielt Fußball oder fährt Fahrrad in der Nähe des Platzes, mit seinen Freunden, die er dort kennengelernt hat. 54 Jahre später werden sie weiterhin befreundet sein. Jedes Wochenende sind sie wieder vereint. Verbringen jede freie Minute zusammen. Im freien, auf dem Campingplatz, der zweimal in der Woche zum Zuhause wird. In den Sommerferien auch öfters. Auf dem Campingplatz, der sich in eine Schatzgrube für Erinnerungen verwandelt. Seine Eltern besitzen einen kleinen Wohnwagen an der Römerbrücke, dort wo auch er heute sein eigenes Häuschen hat. Hier hat alles angefangen, hier hat sich Rippich ins Campen verliebt, hier sind viele Erinnerungen entstanden. Ein Hobby, das in den Adern fließt. Denn: Die Liebe zum Campen und zu der Natur hat Rippich von seinen Eltern geerbt. Ebenso wie sein Pelzgeschäft, das einst sein Vater geführt hat. Rippich blickt zurück: Um die Wintermonate zu überbrücken, treffen sich sonntags seine Eltern mit den Hier ist Jürgen Rippich von Mai bis Oktober oft anzutreffen: am Mainufer, ganz entspannt mit seiner Frau Eva. anderen Campern weiter. Sei es, um ein Bier zusammen zu trinken, Rindswurst zu essen oder zu plaudern. Hauptsache: Die Gemeinschaft pflegen. „Das ist das, was in der heutigen Gesellschaft fehlt. Diese soziale Anlaufstelle, die man hat, egal aus welchen Berufen die Leute kommen. Es geht darum, zusammen zu kommen und dementsprechend die Freizeit zu gestalten. Und sich untereinander zu helfen.“ Das ist auch der Vorteil, wenn man auf einem Campingplatz seine Freizeit genießt: Man kann immer auf seinen Nachbar zählen. In einer Gemeinschaft leben – ohne dass es Ärger gibt. Für manche werde das Camperleben auf Dauer langweilig, wie Rippich erklärt. Sobald sie in die Pubertät oder ins Erwachsenenalter kommen, verliert es seinen Charme. Auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Doch nicht für Rippich. Jahre vergehen, der kleine Junge wird zu einem Mann, doch die Liebe zum Campen bleibt gleich. Sie vergeht nicht, auch mit dem Alter nicht. Eine Liebesgeschichte auf ewig. Auch wenn sie für kurze Zeit unterbrochen wird. Er schließt sich dem Bootsport an, lässt für einige Jahre den Wohnwagen hinter sich, reist viel um den Globus. Rippich kehr jedoch zu seinen Wurzeln zurück – als seine beiden Kinder zur Welt kommen. Seitdem ist er wieder als Camper unterwegs. „Ich könnte mir nicht vorstellen, aufzuhören. Ich habe viel von der Welt gesehen und trotzdem ist es für mich ein gewisses Zuhause“, sagt er. Und noch viel mehr: „Campen ist eine Lebenseinstellung.“ Campen ist nicht nur Chillen, sondern auch Unkraut jäten und das Haus hüten Jürgen Rippich ist nun ein erwachsener Mann. Hat sein Leben, seine eigene Familie. Doch eines Tages verliert er seine Eltern. Menschen, die in ihm das Hobby eingepflanzt haben. Doch der Verlust setzt seinem Camperleben kein Ende. Rippich pflegt weiterhin seine Leidenschaft, fährt regelmäßig zum Campingplatz und zieht sich dort zurück. „Man muss das Leben im Luxus aufgeben. Lernen mit wenig klarzukommen. Das ist die Voraussetzung, wenn man campen will“, sagt Rippich. Das macht ihm nichts aus. Gerade das ist einer der Aspekte, die er am Campen schätzt. „Es ist eine schöne Abwechslung in dieser Konsumgesellschaft.“ Auf dem Campingplatz kommt er zur Ruhe, bekommt einen freien Kopf. Weit entfernt vom Alltag, Weltgeschehen, dem Stadtgewusel und Problemen. Nur er und seine kleine Blase, sein „kleines Paradies“, in dem er im Einklang mit der Natur ist. In dem sein Leben andere Farben annimmt und eine andere Qualität hat. „Wir haben hier auch Waschbäre und Nutria.“ Rippich liest auch mal ein Buch, schwimmt auf einer Luftmatratze im Main, trinkt einen Apfelwein, mäht den Rasen oder kümmert sich um sein Häuschen und um das Unkraut. Bei schlechtem Wetter macht er auch den Fernseher an. Im frühen Frühling startet Rippich mit dem Aufbau, im Herbst muss er das Häuschen winterfest absichern. Es gibt immer etwas zu tun. Denn: Zum Camper-Dasein gehört nicht nur das Chillen dazu. Auch einigen Pflichten muss Rippich nachgehen. Jeder muss sich um sein Eigentum kümmern. Und um die Umgebung um seinen Wohnwagen herum. Für sein eigenes Wohlbefinden. Und für das angenehme Miteinander. Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, der Duft von Wasser, Blumen und Sommer zieht über den Campingplatz.

Hobbycamper am Main 19 Eva Rippich sitzt am Tisch und löst ihr Kreuzworträtsel. Von weitem sieht man ein Boot, es herrscht absolute Ruhe. An diesem Tag sind nur wenige Boote zu sehen, trotz des guten Wetters. Nun entscheidet sich Eva Rippich, einen kurzen Spaziergang über den Campingplatz zum Main zu machen, ihr Mann Jürgen folgt ihr. „Hallo Michael. Achtung Überfall!“, sagt Eva Rippich zu einem Mann, der sich vor seinem Wagen auf einem Stuhl sonnt. Beide lachen, ein Hund kommt zu Eva Rippich, schnüffelt an ihr und will gestreichelt werden. „Hey, na, alles gut?“, fragt der Nachbar. Dann geht’s zum Main. Das Ehepaar schaut auf den Fluss, auf den Himmel. Mit seiner Leidenschaft steckt Jürgen Rippich irgendwann sogar seine Ehefrau an. „Man muss den richtigen Partner dafür haben, der es auch will. Sonst geht es nicht“, erklärt Rippich. Seit etwa 30 Jahren lebt das Paar gemeinsam sein Hobby aus. „Statt Urlaub zu machen, bleiben wir dieses Jahr hier. Der 61-jährige Jürgen Rippich ist Hanauer und Hobbycamper. An der Römerbrücke am Campingplatz hat er mit seiner Frau sein Häuschen. FOTOS: SYLWIA RAMONA SIGAS Man kann hier so gut zur Ruhe kommen. Es ist schon was anderes und was Besonderes“, sagt Eva Rippich. Jürgen Rippich sitzt unter dem Dach auf einem Stuhl, er trägt einen Hut, ein rotes T-Shirt und eine kurze Hose. Das Radio ist an. Gejubel ist zu hören. „Fußballturnier, gell?“, fragt Eva Rippich ihren Ehemann. Er nickt energisch mit dem Kopf. „Mario Gomez ist auch wieder dabei. Das kann ich mir aber gar nicht vorstellen“, sagt Eva Rippich. „Warum nicht?“, entgegnet der Pelzverkäufer. Sie sitzen, unterhalten sich, genießen die Ruhe und den sonnigen Tag. Trinken Apfelwein, essen Eis. Im Paradies am Main existieren Sorgen nicht. Nur die Hoffnung (Hoffentlich bleibt das Wetter so) und die Frage: Was wollen wir essen? Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass der Campingplatz am Main das zweite Zuhause des Ehepaars ist. Ein Ort, wo sie sich wiederfinden und geborgen füllen. Ein Ort, der sie beide verbindet, an dem viele Erinnerungen leben. Einfach nur Heimat. MEETINGS TEAM EVENTS FEIERN Another Mitten in Dimension and more ... Location Sachsenhausen ... Inspiration, Kreativität und spürbar gute Vibes für Deine Meetings, Events und besondere Feiern. Auf Wunsch mit Aerial Yoga, Musik- oder Kreativ-Workshops und vielem mehr, begleitet von Michelle’s Soulfood Catering. Spirit WoMen Zentrum Mensch der neuen Zeit Teichstraße 5A (Hinterhaus) 60594 Frankfurt am Main Telefon: +49 151 7145 4436 www.SpiritWoMenZentrum.de

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