20 Ausflüge mit der Primus-Linie Vorausplanen ohne Kristallkugel Von Jutta Degen-Peters Marie Nauheimer steuert die Primus-Schifffahrtslinie Gelb, so weit das Auge reicht. Das Gelb ergießt sich über den Frankfurter Römerberg bis zum Main. Auch in die lange Schlange vorm Schalter der Primus- Schifffahrtslinie am Schaumainkai, wo die Kähne der Linie wie auf eine Perlenschnur aufgereiht nebeneinander liegen, mischen sich an diesem Tag des Fußball-Europa-Meisterschaftsspiels Fans in gelben Trikots. Alle, so scheint es, wollen an diesem hochsommerlichen Tag eine Rundfahrt auf dem Wasser erleben. Als die „Nautilus“ um 11 Uhr von ihrem Platz am Eisernen Steg ablegt, sind neben den Touristen auch 160 Kinder an Bord. Die Schulferien stehen bevor. Und die Zeit vor den Zeugnissen wird von den Lehrern gerne für Ausflüge genutzt – zur Freude von Dr. Marie Nauheimer, die das Gewusel an Bord wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Die 44-Jährige ist seit zwölf Jahren Inhaberin und Geschäftsführerin des Familienbetriebs. Sie hat das Steuer von ihrem Vater übernommen. „Gut vier Jahre haben wir das Unternehmen zusammen geleitet, danach sind immer mehr Bereiche an mich übergegangen“ schildert die Ex-Juniorchefin den reibungslosen Übergang. Corona sorgte dann „für den endgültigen Cut“. Inzwischen mischt sich der Vater nur dann ein, wenn er um Rat gefragt wird. Frischer Fahrtwind statt Büroluft: Inhaberin und Geschäftsführerin Dr. Marie Nauheimer hat das alteingesessene Familienunternehmen gut im Griff. Aber er ist immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wird, und natürlich ist seine Expertise von unschätzbarem Wert. Die Eltern springen der Tochter aber nicht nur in Schifffahrtangelegenheiten zur Seite. Auch bei der Betreuung der drei Enkelkinder sind sie immer gerne mit im Boot. „Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre die Unternehmensführung nicht so ohne weiteres mit dem Familienleben vereinbar“, sagt die umtriebige Geschäftsfrau. Mit den Namen ihrer Schiffe, die Johann Wolfgang von Goethe, Nautilus oder Maria Sybilla Merian heißen, sind die Kinder Nauheimers, drei, zehn und 13 Seit fünf Generationen auf Main, Rhein & Neckar FOTO: JUTTA DEGEN-PETERS Die Primus-Linie mit Sitz in Frankfurt am Main ist mit ihren fünf Schiffen das größte und modernste Schifffahrtsunternehmen in Hessen, noch dazu mit einer Tradition, die bis ins Jahr 1880 zurückreicht. Die moderne Flotte verkehrt regelmäßig von Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und Seligenstadt. Im ganzjährigen Programm finden sich sowohl Kurztrips, das „After-Work-Shipping“ mit viel aktueller Musik für junge Leute und Junggebliebene als auch Tagesfahrten und natürlich die Sommerfahrten zu den Main- und Rhein-Feuerwerken. „Frankfurts Weiße Flotte“, befördert über 200000 Passagiere pro Jahr und legt dabei rund 35000 Flusskilometer auf Main, Rhein, Neckar zurück. Die Primus-Linie beschäftigt 40 Menschen übers Jahr in Vollzeit, in der Hauptsaison kommen noch einmal so viele Beschäftigte hinzu. Knapp 2000 Passagiere können von der Flotte mit ihren fünf Schiffen in Innenraum und auf dem Freideck befördert werden. Das jüngste und modernste Schiff der Flotte ist die „Maria Sibylla Merian“ (für 420 Personen). Das größte ist die „Nautilus“ mit einer Beförderungskapazität von 600 Personen. Hinzu kommen die „Wappen von Frankfurt, „Johann Wolfgang von Goethe“ und „Wikinger“. Jahre alt, also mehr als vertraut. Die Klassen-Abschiedsfeier einer der Töchter wurde gerade erst auf der „Merian“ gefeiert, Konfirmation und Geburtstage fanden ebenfalls auf dem Wasser statt. Für die Kinder der Geschäftsführerin gehört der Familienbetrieb zum Leben dazu. „Auch ich bin mit dem Unternehmen aufgewachsen“, sagt Nauheimer, deren Ur-Ur-Großvater bereits ein Schiff auf dem Main betrieb. „Das Geschäft war immer irgendwie da, auch im Urlaub“, erinnert sie sich. Mit ihrer Kindheit und Jugend und den Großeltern, die – wenn sie nicht in ihrem Haus auf dem Lande waren – auf dem Schiff in Küche und am Steuer der Primus arbeiteten, verbindet sie schöne Erinnerungen. Für das Gespräch mit der Presse hat sich die „Kapitänin“ des Unternehmens aus dem Büro losgeeist und begleitet die Nautilus auf ihrer einstündigen Rundfahrt auf dem klimatisierten Innendeck auf dem Main. Wobei der Begriff „Kapitänin“ irreführend ist. Zwar hat die gebürtige Frankfurterin das Steuer ihrer inzwischen fünf Schiffe umfassenden Flotte fest in der Hand. „Im Schifferdienstbuch bin ich aber als Matrose eingetragen“, klärt sie die Begrifflichkeiten. Die studierte Betriebswirtin, die sich mit einem Stab von rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (inklusive der Aushilfen) um den Verkauf, den Charterbereich und öffentliche Touren kümmert, hat kein Kapitänspatent. „Die umfassende und langwierige Ausbildung kann man als Geschäftsführerin nicht mal so nebenbei machen“, sagt sie. Dass sie sich dennoch entschieden hat, den Familienbetrieb zu übernehmen, ist auch dem Weitblick ihrer Eltern zu verdanken. Denn die ließen sowohl der Tochter als auch dem Sohn die freie Wahl, welchen Beruf sie einmal ergreifen wollten. Nauheimers Bruder ist heute Schiffsführer auf einem Güterschiff, Tochter Marie kehrte nach zwei Auslandsschuljahren in Australien und einem BWL-Studium in Großbritannien mit Doktortitel nach Frankfurt zurück, wo sie mit Mitte 20 bei einem intensiven Praktikum im Unternehmen jeden Arbeitsbereich kennenlernte. „Dabei merkte ich, dass mein Vater und ich ähnlich ticken.“ Gegenüber Themen wie einer gehobenen Gastronomie und dem Eventmanagement, die der Tochter wichtig sind, war auch der Vater bereits frühzeitig aufgeschlossen. „Schon mein Vater fand, dass die Gastronomie mehr bieten sollte als Würstchen und Kartoffelsalat.“ Bei einer so großen Flotte wie sie die Primus betreibt, geht es natürlich um weit mehr als das gastronomische Angebot. Die Frage, wie sich die Flotte technisch für die Zukunft aufstellt
Ausflüge mit der Primus-Linie 21 und auf welche Art von Antrieb man setzen sollte, treibt die Chefin immer wieder um. Die Schiffe fahren noch mit synthetischem Diesel. „Für die Zukunft scheint alles auf Strom und Wasserstoff hinauszulaufen, erstmal hybrid, mit Diesel und Strom“, sagt sie nachdenklich. Wer bis zu acht Millionen investieren will, wenn er heute ein Schiff von der Größenordnung der Maria Sybilla Merian bauen lassen wollte, müsste also eigentlich hellsehen können, um in jeder Hinsicht die richtigen Weichen zu stellen. Hochwasser und Starkregen bereiten dem Familienunternehmen zunehmend Sorge Die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen, wäre auch bei der Berücksichtigung der Wetterdaten für die Planung hilfreich. Zwar kann Nauheimer drauf verweisen, dass sie mit fünf Schiffen das Angebot von öffentlichen Touren und Chartergeschäft gut abdecken kann. Bei schlechtem Wetter wird etwa die kleinere „Wikinger“ anstelle der „Nautilus“ eingesetzt. Aber der Klimawandel stellt die Unternehmerin und ihr Team vor immer neue Herausforderungen. Ereignisse wie Hochwasser oder Niedrigwasser treten häufiger ein als noch vor 20 Jahren. Am Ende der Woche, wenn die Einsatzpläne für die kommende Woche erstellt werden, geht der Blick zu den Wetterdaten. Führt der Main beispielsweise Hochwasser und es sind Starkregenereignisse gemeldet, stellt sich die Frage: Kommen wir noch durch die Schleuse(n)?“, so Nauheimer. Die Schließung der Kostheimer Schleuse und die Komplettsperre des Rheins für den Schiffsverkehr führte beispielsweise zur Absage einer „Afterwork- Fahrt“ mit 350 Personen an Bord. Ein herber Verlust für das Unternehmen. „Die Prognosen sind schwieriger geworden als früher und nicht mehr auf mehrere Tage hinaus zu treffen“, meint die Chefin nachdenklich. Das Klimathema nimmt in der Planung und in ihren Überlegungen wesentlich stärkeren Raum ein als in früheren Jahren. Eine Durchsage unterbricht die nachdenkliche Stimmung. Die „Nautilus“ ist am Ende ihrer Rundfahrt angelangt, legt wieder am Mainkai an. Zeit also, von Bord zu gehen und sich wieder der Arbeit am Schreibtisch zu widmen. Über die Frage, was sie an ihrem Beruf am meisten schätzt, muss Nauheimer nicht lange nachdenken: „Die Mischung macht’s. Eben noch bei den Schiffen, dann im Büro. Es sind kurze Wege, viel Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern und ständig wechselnde Anforderungen und neue Fragen“, sagt sie. Das hält sie auf Trab. Sie schaut aber allen Herausforderungen zum Trotz optimistisch in die Zukunft. Die flexibel einsetzbare Flotte, eine glückliche Hand aller, die in den vergangenen Jahren am Steuer waren, eine Familie, die sie unterstützt und ein zuverlässiges Team an Mitarbeitenden – was will man mehr. Oben auf dem Deck genießen die Ausflügler die Sonne und den Ausblick auf die Frankfurter Skyline. Gerade passiert das Schiff das Licht- und Luftbad und wenig später die Niederräder Brücke. Wem es auf dem MAIN EVENTS Rundfahrt-Sightseeing Am Eisernen Steg in Frankfurt hat die Primus-Linie ihren Sitz. Hier liegen auch ihre Schiffe für Ausflugsrundfahrten und Chartertouren. FOTO: JUTTA DEGEN-PETERS Ausflugsdeck zu heiß ist, der hat sich längst nach unten verzogen. Hier ist es angenehm klimatisiert. Weiße Tischdecken im vorderen Bereich geben eine Vorahnung auf die für den Abend geplante Veranstaltung, ein Firmenausflug. Ein faszinierender Blick auf die Frankfurter Skyline. ABFAHRT ab 11 Uhr stündlich bis 17 Uhr TICKETS & PREISE auf www.primus-linie.de Sunset X Skyline-Tour Ein faszinierender Blick auf die beleuchtete Frankfurter Skyline. TERMINE & ABFAHRTSZEITEN auf www.primus-linie.de TICKETS 17,50 € Person Tagesfahrt Heidelberg Entdecken Sie mit uns die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt. TERMIN September 08 ABFAHRT 08:30 FFM, Eiserner Steg ANKUNFT 20:00 FFM, Eiserner Steg TICKETS 50,50 € Person Alle Fahrten ab Frankfurt, Eiserner Steg, Mainkai BUCHUNG & WEITERE INFOS: WWW.PRIMUS-LINIE.DE FRANKFURTER PERSONENSCHIFFAHRT ANTON NAUHEIMER GMBH MAINKAI 36 60311 FRANKFURT AM MAIN
Laden...
Laden...