28 Schiffsinterview Jenny im Schwimmbad Interview mit einem Babenhäuser Küstenmotorschiff Von Ralf Enders Kann man ein Schiff interviewen? Na klar, schauen Sie mal, was die Jenny alles zu erzählen hat. Seit 2010 ist das Küstenmotorschiff die Attraktion des Babenhäuser Freibads, hat ein Kiosk an Deck und die Schwimmbadtechnik im Bauch. Stattliche 43 Meter lang, fast so lang wie das Schwimmerbecken im Babenhäuser Freibad, ist Jenny aus dem holländischen Hafen Harlingen. FOTO: NORMAN KÖRTGE Jenny, wie geht es Ihnen fernab der Heimat? Prima. Nach 14 Jahren hat sich auch so ein altes Frachtschiff wie ich neu eingelebt. Ich treffe viele nette Leute, muss nicht mehr schuften wie ein Schlepper und bin hier die One-Woman-Show, wie man heute sagt. In meinem alten Heimathafen Harlingen in den Niederlanden war ich nur eine unter vielen. Das mögen Frauen nicht so, wenn Sie verstehen, was ich meine. Das verstehen wir. Dennoch möchten wir ganz uncharmant fragen, wie alt Sie sind und wie viel sie wiegen? Na gut, bringen wir’s hinter uns: Ich bin 68 Jahre alt und wiege 233 Tonnen. Aber bei 43 Metern Länge, 7,80 Metern Breite und acht Metern Höhe stimmen doch die Proportionen, oder? Absolut. Sie sind ein echter Hingucker im Babenhäuser Freibad. Dabei waren Sie mal dreigeteilt. Erinnern Sie mich nicht daran, das war vielleicht eine Tortur. Meine letzte Reise auf dem Wasser im August 2010 musste ich zerlegt antreten. Neptun sei Dank hat man mich in Babenhausen wieder anständig zusammengebaut. Meine Kollegin, das Rhein-Frachtschiff „Amethyst“, brachte mich in drei Teilen von Harlingen in den Hafen von Aschaffenburg. Nach vier Tagen war endgültig Schluss mit Wasser. Auf drei Spezial-Tiefladern ging’s an einem frühen Sonntagmorgen die letzten paar Kilometer nach Babenhausen. Da war was los, kann ich Ihnen sagen. Enge Kurven, umfahrene Brücken, weggedrehte Ampeln – und überall am Straßenrand standen Menschen und schauten sich das Spektakel an. Dreieinhalb Stunden hat’s gedauert. Haben Sie Ende Juli den Transport des Marine- U-Boots U 17 ins Technik- Museum Sinsheim verfolgt? Na klar, das war ja ein weltweites Spektakel und hat viele Erinnerungen in mir geweckt. Es ist immer eine heikle Sache, wenn unsereins über Land transportiert wird, zumal die Kollegin an einem Stück gereist ist. Bei mir war das alles ein paar Nummern kleiner und familiärer. Aber auch meine Ankunft haben viele Leute bestaunt. Die waren Ihnen aber nicht nur wohlgesonnen. Nein, der Empfang in Babenhausen war nicht nur freundlich. Die Politik hatte lange gestritten. Es ging natürlich ums Geld. Am Ende betrug mein Kaufpreis 110 000 Euro, der Transport kostete 106 000 Euro, der Umbau 84 000. Hinzu kam noch ein bisschen was für Planer und statische Berechnungen, unter anderem, ob eine Autobahnbrücke bei Stockstadt mich trägt. Wegen dieses Geldes konnte seinerzeit zum Beispiel das Kinderplanschbecken nicht saniert werden. Nun ist es marode, und die Sanierungskosten sind exorbitant gestiegen. Für etwas muss man sich entscheiden. Und ich bin doch auch was wert, oder? Aber es stimmt schon: Einige Bürger lehnten aus Kostengründen meine Anwesenheit ab. „Verschwendung von Steuergeld“, „Weg mit dem Monstrum“ und sogar „Versenkt die Jenny“ stand auf Transparenten. So empfängt man doch keine alte Dame. Aber die meisten freuten sich. Zur Saisoneröffnung 2011 hat sogar ein Shanty-Chor gesungen. Ein Betttuch mit der Aufschrift „Herzlich willkommen im Heimathafen Babenhausen“ ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Das ist das Thema dieser Beilage. Wie war das für Sie, den niederländischen Heimathafen gegen ein deutsches Schwimmbad 430 Kilometer Luftlinie entfernt zu tauschen? Ich wurde ja auf der Brandwerft in Oldenburg gebaut, von daher kannte ich Ihr Land schon aus der Kindheit. Aber das ist nicht der Sinn Ihrer Frage. „Heimat“ – davon gibt es so viele Definitionen wie Sand am Meer. Der Begriff klingt irgendwie altmodisch. Wenn man so viel von der Welt gesehen hat wie ich, sieht man’s ganz praktisch: In Harlingen war’s schön, aber anstrengend. Nun bin ich auf meine alten Tage in Babenhausen vor Anker gegangen. So ist das halt, weiter geht’s.
Schiffsinterview 29 Auch, wenn Sie nicht mal mehr eine Handbreit Wasser unterm Kiel haben? Aber ich stehe ja nicht nutzlos rum. In meinem Bauch ist die gesamte Schwimmbadtechnik untergebracht. Dadurch war der Bau eines neuen Technikgebäudes überflüssig geworden. Auch Lager- und Personalräume, Küche, Toiletten, Sonnendeck – für alles habe ich Platz. Ich habe ein Kiosk, in dem es Eis und Pommes gibt – immer noch die Schwimmbad- Klassiker übrigens. Und die Kinder laufen um mich rum, bestaunen Anker und Schiffsschraube. Wissen Sie, wie mich die Architekten seinerzeit angepriesen haben: „Abschalten und vergessen, das Gefühl von Freiheit und Weite, aber auch Kreuzfahrt-Romantik sollen für die Besucher des Freibads durch ,Jenny’ Realität werden.“ Jetzt übertreiben Sie aber, Sie haben in Harlingen als Muschelsauger gearbeitet … Das wissen die Landratten doch nicht. Ich zitiere weiter: „Ein Hauch von Meer und Weite, von Abenteuerlust und Ein Captain’s Dinner gibt’s hier nicht, aber dafür Schwimmbad- Gastronomie für jedermann. FOTO: SCHWEINFURTH Freiheit genießen: Diese Möglichkeit haben die Gäste des Freibades jetzt an Bord der ,Jenny’.“ Tja, wenn man sich verbessern kann …. Ihr Zustand hat sich, mit Verlaub, nicht verbessert. Sie rosten von innen weg. Stahl, wenn’s kein Edelstahl ist, rostet immer. Und die Chlor- Seit 1978 Ihr starker Partner rund ums Haus. 06184-992960 Birkenweiher Straße 4 / 63505 Langenselbold dämpfe machen’s nicht besser. Aber ein bisschen Farbe, dann geht das schon wieder. Sind sie da nicht zu optimistisch? Ende Juni hat ein Planer, der mit der Sanierung des Freibads beauftragt ist, kein gutes Haar an Ihnen gelassen: „Spätestens in zehn Jahren wird dieser Raum für die Schwimmbadtechnik Nicht verpassen! Herbstmesse 21.09. + 22.09.2024 10.00 – 17.00 Uhr JETZT STAATLICHE FÖRDERPROGRAMME NUTZEN! www.thermosun.de Fenster – Terrassendächer – Haustüren – Wintergärten nicht mehr ausreichen. In 20 bis 30 Jahren ist das gesamte Schiff fertig.“ Ach wissen Sie, diese Planer neigen immer dazu, den Lokalpolitikern das Neueste vom Neuesten, also das Teuerste, aufzuschwätzen. Aber die gute alte Jenny ist noch lange nicht am Ende. Babenhausen ist doch mein Heimathafen. 10 € * Gutschein ab einem Einkaufswert von 50 € 810012200 * Gilt einmalig gegen Vorlage des Gutscheins bei BabyOne in Eschborn, Frankfurt Ostend und Dreieich bis 28.09.2024. Nicht kombinierbar mit anderen Aktionen und nicht für bestehende Aufträge. Ausgeschlossen sind Geschenkgutscheine und Bücher. Keine Barauszahlung. Pro Kunde und Einkauf nur ein Gutschein. STAEDELMUSEUM.DE Alles für einen glücklichen Start Online & über 100 Fachmärkte – auch in deiner Nähe! BabyOne Frankfurt GmbH mit Märkten in: 63303 Dreieich, Frankfurter Str. 151 65760 Eschborn, Ginnheimer Str. 15 • 60314 Frankfurt am Main, Hanauer Landstr. 11 – 13 • babyone.de
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