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4 Erinnerungen an die Heimat Die Bäckerei Storck an der Ecke Amtsgasse/Neugasse, um 1900, ist eines von vielen Motiven aus dem Langzeitprojekt „Erinnerungen einer Stadt“. FOTO: HGV BABENHAUSEN Erinnerungen bewahren „Heimat ist nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl“ Von Norman Körtge Wer an Heimat denkt, schwelgt oft in Erinnerungen. Die Babenhäuser Holger Köhn und Christian Hahn haben mit ihrem „Büro für Erinnerungskultur“ immer wieder mit beidem zu tun. Im Interview berichten sie von ihrer Arbeit, der Wahrnehmung von Heimat und der Bedeutung von Erinnerungskultur. Was bedeutet für Sie der Begriff „Heimat“? Hahn: Für uns beide ist es relativ einfach, weil wir in dem Ort leben, in dem wir aufgewachsen sind. In dem unsere Vorfahren bereits gelebt haben und auf dem Friedhof begraben sind. Wir haben zwar jeweils auch mal woanders gewohnt, sind aber jetzt wieder hier und haben Familien gegründet. Die kurze Antwort: Für mich ist Babenhausen Heimat. Aber wir wissen, auch durch unsere Arbeit, dass man mehrere Heimaten haben kann. Köhn: Ja, wir kennen viele Leute, für die es etwas komplexer ist zu erklären, was für sie Heimat ist. Bei uns beiden ist es so, dass wir mit unseren Familien und Kindern in unserer Heimat leben, wo wir selbst herkommen und aufgewachsen sind. Heimat hat also schon was mit Herkunft zu tun und mit sich auskennen. Heimat hat zudem was mit der Sprache zu tun. Der südhessische Dialekt ist etwas, das ich mit Heimat verbinde. Auch wenn ich Leute außerhalb von Babenhausen so reden höre, gibt mir das ein Heimatgefühl. Und das Gefühl ist dann auch noch mal ein wichtiger Aspekt. Heimat ist ja nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl. Ein Ort, wo man herkommt und sich wohlfühlen und sich geborgen fühlen kann. Bei uns beiden ist das eben deckungsgleich: Herkunft und Heimat. Hahn: Vertrautheit und Auskennen ist wirklich ganz wichtig. Das merken wir bei vielen unserer Projekte gerade in Babenhausen, bei denen wir uns leichter tun, an Leute ranzukommen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie vertrauen uns, weil wir auch von hier sind. Meiner Wahrnehmung nach wird der Begriff „Heimat“ in den letzten Jahren wieder verstärkt genutzt. Sowohl im politischen Spektrum als auch als eine Art von Lebensgefühl ohne jeglichen Hintergedanken. Ist das auch Ihre Erfahrung? Köhn: Der Begriff war ja immer da. Es mag sein, dass sich bei Leuten, die sich abgrenzen wollen von konservativen Vorstellungen, sich eine möglicherweise negative Konnotation von Heimat abgeschwächt hat. Bei den Leuten, mit denen wir bislang in unseren Projekten zu tun hatten, hat das aber keine große Rolle gespielt. Hahn: Ich glaube, dass es da schon eine Entwicklung gegeben hat. So ein ausgesägtes Holzschild mit dem Wort „Heimat“, das man sich ins Wohnzimmer stellen kann, ist gefühlt mehr zu sehen. (lacht) Vielleicht hat der lockerere Umgang mit dem schwarz-rotgoldenen „Fußball-Sommermärchen“ 2006 zu tun. Ich weiß es aber nicht. Ich würde

Erinnerungen an die Heimat 5 mich Herrn Köhn anschließen: Die meisten Leute, die wir kennen, haben mit dem Begriff Heimat überhaupt kein Problem. Trotzdem gibt es Menschen, die sich von einem wie vor 20, 30 Jahren genutzten Heimatbegriff abgrenzen möchten. Weil der Begriff auch etwas Ausschließendes haben kann, gerade wenn er politisch ausgeschlachtet wird. Nach dem Motto: Wir hier, da die anderen. Aber das hat mit meinem Heimatbegriff nichts zu tun. Ich finde, Heimat ist nichts Exklusives. Und da ist auch Babenhausen ein gutes Beispiel. Ich erlebe ein ganz buntes Babenhausen, das für viele Heimat ist. Auch für diejenigen, deren Vorfahren nicht wie bei uns hier schon gelebt haben. Ist die Beschäftigung mit dem Begriff Heimat auch eine Sache des Alters? Köhn: Ja. Ich glaube, Jugendliche machen sich diese Gedanken gar nicht. Die sind hier, sehen andere Menschen hier aufwachsen. Für die spielt das keine so große Rolle. Hahn: Das sehe ich auch so. Das sieht man auch beim Blick auf die Mitglieder bei den Heimat- und Gesichtsvereinen. Es sind die Älteren, die sich damit beschäftigen. Aber Sie sind ja auch an Schulen zu Gast. Hahn: Kinder interessiert das auch immer. Bei der Arbeit mit Schulen müssen wir gar nicht weit in der Geschichte zurückgehen. Für Grundschulkinder sind die 1990er-Jahre bereits Lichtjahre entfernt. Gerade weil sich durch die Digitalisierung nicht nur viele Sachen verändert haben, sondern eine komplett neue Ebene dazu gekommen ist. Mich hat es als Kind auch interessiert, wenn meine Großeltern davon erzählt haben, dass das Klo auf dem Hof war. Oder dass sie kein Auto hatten. Menschen interessieren sich immer für Menschen. Dieses „Erzähl mal, wie das früher war“ weckt eine große Faszination bei den meisten Kindern und Jugendlichen. Köhn: Das merken wir ganz konkret, wenn wir mit dem Projekt „Erinnerungen einer Stadt“ an den Schulen arbeiten. Kinder haben hier die Möglichkeit zu hören, wie alte Menschen über ihr Leben in Babenhausen erzählen. Etwa zum Thema Einkaufen. Früher gab es viele einzelne Geschäfte, kein Onlineshopping, keine Supermärkte. Die Lebensmittel waren unverpackt. Kinder können ihre Eltern oder Großeltern fragen, wie es bei ihnen früher war. Unabhängig davon, ob sie aus Babenhausen kommen. Und da sind wir auch wieder beim Thema Heimat. Heimat hat also viel mit Erinnern zu tun. Wie schätzen Sie die Bedeutung der Erinnerung für das Heimatgefühl ein? Köhn: Heimat funktioniert nicht ohne den Blick in die Vergangenheit. Wenn ich irgendwo neu bin, dann ist es nicht meine Heimat, aber es kann zur Heimat werden, wenn ich da länger bin. Menschen aus anderen Ländern oder aus einem anderen Ort können zwei Heimaten haben: eine „Herkunftsheimat“ und eine Heimat dort, wo sie sich jetzt zuhause fühlen. Das funktioniert eben nur mit einem Blick zurück. Hahn: Fragt man 100 Leute nach ihrem Heimatgefühl, bekommt man 100 unterschiedliche Antworten. Weil es eben um ein Gefühl geht. Wie war es, ins Schwimmbad zu gehen? Oder auf der Straße Fußball zu spielen? Wie hat es bei meiner Oma geschmeckt oder wie hat es in deren Garten gerochen? Können Sie diese subjektiven Erinnerungen, wissenschaftlich-objektiv aufbereiten? Hahn: Das ist nicht unser Ansatz. Erinnerungskultur ist grundsätzlich ein Angebot, wie wir als Gesellschaft, als Gruppe mit Vergangenem umgehen und uns daran erinnern. Wenn wir mit 30 Leuten über die Amtsgasse in Babenhausen reden, bekommen wir 30 Perspektiven geschildert. Die bereiten wir auf und stellen sie zur Verfügung, wie kürzlich in unserem Projekt „Erinnerungsort Amtsgasse“. Es entsteht ein Mosaik, ein Bild, zusammengefasst aus den verschiedenen Erzählungen. Köhn: Wir versuchen in diesem Fall nicht, die Heimat abzubilden. Heimat kommt vor, ist aber kein allgemeiner, gesellschaftlicher Begriff. Für jeden bedeutet Heimat etwas anderes. Hahn: Der Begriff Heimat begegnet uns in Projekten an verschiedenen Stellen. Beim Projekt über Eintracht-Fans, da ist für viele die Eintracht und das Stadion Heimat, egal ob sie aus dem Rodgau, aus Babenhausen oder der Wetterau kommen. Von verschiedenen Heimaten berichten uns Zeitzeuginnen und Zeitzeugen häufig. Und die müssen gar nicht aus Ex-Jugoslawien oder Portugal nach Südhessen gekommen sein. Wir haben mal eine Frau interviewt, die seit Zu den Personen Der Historiker Dr. Holger Köhn und der Journalist und Gestalter Christian Hahn betreiben seit zwölf Jahren das „Büro für Erinnerungskultur“ in ihrer Heimatstadt Babenhausen. Sie konzipieren, recherchieren und gestalten Ausstellungen, Publikationen und Gedenkorte im Auftrag von Städten und Gemeinden, Stiftungen, kirchlichen Trägern, Firmen, Vereinen, Archiven und Museen. Zudem beraten sie Auftraggeber in erinnerungskulturellen Fragen. Der Fokus der Arbeit liegt auf dem Rhein-Main-Gebiet. Zu den Auftraggebern zählen das Deutsche Polen-Institut, das Eintracht Frankfurt Museum und das Hessische Landesarchiv. Für die Städte Darmstadt und Aschaffenburg hat das Büro Untersuchungen personenbezogener Straßennamen wissenschaftlich begleitet und dazu Ausstellungen sowie eine Publikation verfasst. Im Wald bei Münster wurde im Frühjahr 2024 die Dauerausstellung „Munatur“ eröffnet. In Babenhausen begleiten die beiden Babenhäuser das Zeitzeugen- Projekt „Erinnerungen einer Stadt“ im Auftrag des Heimatund Geschichtsvereins. Autorisierter Vertriebspartner Besser hören, wenn es darauf ankommt. HearLink miniRITE 050 JETZT KOSTENLOSEN TEST-TERMIN vereinbaren! hörgeräte Brillanter Klang und bestes Verstehen – Erleben Sie die neueste Hörgeräte Generation. Testen Sie die neuen und wiederaufladbaren Philips Hörgeräte kostenlos und unverbindlich. Sichern Sie sich 5% Rabatt* beim Kauf von Philips Hörgeräten ab Technikstufe 5050. 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