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40 Nizza-Ufer Das

40 Nizza-Ufer Das Frankfurter Nizza lädt zu einer kleinen Auszeit zwischen exotischen Pflanzen ein. FOTOS: SABINE HAGEMANN Auszeit an der Riviera am Main Am Nizza-Ufer gedeiht eine mediterrane Pflanzenwelt Von Sabine Hagemann So schön es im heimatlichen Hafen ist, packt einen zuweilen aber auch das Reisefieber. In Hessen lebt es sich strategisch günstig, ist der Urlauber doch ebenso schnell an der See wie in den Bergen. In mediterrane Gefilde dauert’s etwas länger. Ein kleines Stück Mittelmeerküste finden an Fernweh Leidende jedoch ganz in der Nähe: Im Frankfurter „Nizza“ vermitteln exotische Pflanzen ein Gefühl von Ferien an der Riviera. Schon der Blick von der Untermainbrücke auf die 4,42 Hektar große, gepflegte Grünanlage, die sich etwa einen Kilometer entlang des Mainufers an der Untermainanlage erstreckt, beeindruckt: Zwischen Fluss, historischem Bahngleis und Hochhauskulisse gedeiht üppiges Grün. Hinter einer schnurgeraden Platanenallee ragen Bäume mit unterschied- licher Färbung und Wuchsform in die Höhe. Das „Nizza“ gehört zu jenen Parkanlagen, die die Stadt Frankfurt im 19. Jahrhundert für ihre Bürger angelegt hat und die bis heute fast vollständig erhalten ist. Von der Brücke aus geht es durch ein Tor in das Herz der Anlage. Gartenbauingenieur Ingo Bohl, der Führungen in Frankfurter Parks anbietet, deutet auf einen weit verästelten Baum. „Lagerstroemia indica“, klärt er auf. Ein Gewächs, das eigentlich in Asien zu Hause ist, aber auch gerne im Mittelmeerraum angepflanzt wird - selbst wenn dieser mitten in Frankfurt am Main liegt. „Er wird auch Affenrutschbaum genannt, weil die Affen beim Klettern an der glatten Rinde abrutschen“, erklärt der Fachmann. Ebenso häufig ist in der Mittelmeerregion der Schlafbaum anzutreffen. Das Mimosengewächs faltet nachts seine Blätter zusam Ende des 19. Jahrhunderts etabliert sich für die Anlage der Name Nizza, weil dort südländische Pflanzen wie Palmen wachsen.

Nizza-Ufer 41 men. Palme, Bananenstaude, Blauglockenbaum, Pinie und Korkeiche sind nur einige Vertreter der außergewöhnlichen Gehölze in der Grünanlage. Auch ein Kakibaum steht dort. Er trägt allerdings keine der orangefarbenen Kakipflaumen. „Sie werden bei uns nicht reif, dafür brauchen sie zu lange“, sagt Bohl. Manche Pflanzen muss das Grünflächenamt im Winter abdecken, aber ein Umzug ins Treibhaus ist nicht notwendig, denn die Lage des Parks schafft für die subtropische Flora angenehme Bedingungen: Die hohe, vor Wind schützende Kaimauer, die Südlage und die Nähe zum Fluss lassen ein mildes Mikroklima entstehen. Palmen und Bananenstauden gaben der Grünanlage ihren heutigen Namen Zwischen Fluss, historischem Bahngleis und Hochhauskulisse gedeihen Bäume mit unterschiedlicher Färbung und Wuchsform. Das Landstück, auf dem sich das „Nizza“ befindet, entstand erst in den 1850er Jahren. Vorher plätscherte dort der „Kleine Main“ – ein Flusslauf zwischen dem Ufer und einer vorgelagerten Maininsel, der den Schiffen als Winterhafen diente, während es auf der Insel Badeanstalten gab. Der Mainarm wurde zugeschüttet, um ein Gleis für die Hafenbahn zu bauen. Das Gleis gibt es immer noch. Es wird aktuell vom Verein Historische Eisenbahn Frankfurt für Sonderfahrten mit der Museumsbahn genutzt. Im Jahr 1860 begann der Stadtgärtner Sebastian Rinz mit der Gestaltung der Grünanlage. Er pflanzte südländische Bäume und Sträucher. Sein Enkel und Nachfolger Andreas Weber führte dessen Arbeit fort. Er erweiterte den Park bis zur Friedensbrücke und auch unter seiner Regie wuchsen dort Palmen und Bananenstauden, sodass sich Ende des 19. Jahrhunderts für die Anlage der Name „Nizza“ etablierte. Im Lauf der Zeit hat der Park einige Umgestaltungen erfahren, aber seit den 2000er Jahren hat sich das Grünflächenamt bei der Pflanzenauswahl auf die mediterranen Ursprünge besonnen. „Ziel ist es, die Seele des Ortes zu wahren“, sagt Bohl, während die Parkbesucher ihrer eigenen Seele einen kleinen Urlaub in der Heimat gönnen – zwischen Olivenbaum und Eukalyptus. www.rs-schnitzer.de

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