4 Ein Leben auf dem Wasser Mehr als nur ein Arbeitsplatz Oliver Arnheiter über seinen Beruf als Binnenschiffer VON BERNHARD PELKA Der Main ist für ihn Arbeitsplatz und Erholungsraum zugleich. Binnenschiffer Oliver Arnheiter lebt mit seiner Familie zwar in Rödermark-Waldacker. Aufgewachsen ist er allerdings auf dem Schiff. Mit Schiffen verdient er heute auch sein Geld. 1994 gründete er mit sechs weiteren Gesellschaftern in Wörth/Bayern die Maintank Schifffahrtsgesellschaft (MTS). Oliver Arnheiters Schiff „Niklas“ ist nach seinem Sohn benannt, hier vor malerischer Kulisse am Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. FOTO: P Unter ihrer Flagge transportieren 20 Tankschiffe Mineralöle und Rohprodukte für Raffinerien und Chemiekonzerne. In guten Zeiten kommen fast drei Millionen Jahrestonnage zusammen. Eine Rolle spielen neuerdings auch synthetische ECO-Treibstoffe. „Aber nur in kleinen Mengen Richtung Ruhrgebiet als Beimischungen für herkömmlichen Diesel.“ Oliver Arnheiters Schifferpatent erlaubt es ihm, theoretisch bis nach Odessa ans Schwarze Meer zu fahren. Hauptstrecken im Alltag der MTS sind aber der Main und der Rhein bis Basel und dessen Nebenflüsse Mosel und Neckar. „Meine weiteste Strecke war mal Budapest“, erzählt der 52-Jährige. Er entstammt einer alten Binnenschifferfamilie aus Wörth, in dem die Ausübung des Schifferberufs nach Angaben im Stadtarchiv bis ins Jahr 1513 zurück nachgewiesen ist. Dieser Tradition widmet sich in dem malerischen Städtchen das sehenswerte Schifffahrtsund Schiffbaumuseum in der denkmalgerecht umgebauten Kirche St. Wolfgang. Schon Arnheiters Großväter waren Binnenschiffer. Und selbstverständlich auch die Eltern Alois und Annegret Arnheiter. Immer diente ihnen der Main als Verkehrsweg zum Transport von Wirtschaftsgütern. Mal Sandstein aus den Steinbrüchen im Odenwald, dann Holz aus dem Spessart. „Zunächst hatten meine Vorfahren Schiffe aus Holz. Ab etwa den 1930er Jahren waren die dann aber schon aus Eisen“, erklärt der Schiffskapitän. ten wir dann nach dem Abladen ein paar freie Tage und haben mit dem Auto, das immer an Bord war, etwas unternommen.“ Oliver Arnheiter hat das Leben auf dem Fluss nie als Verzicht empfunden. So war das auch bei seinen langen Geschäftsreisen zu Wasser, die ihm in Zeiten, als er noch nicht so viel Innendienst bei der MTS machen musste, so viel gegeben haben. „Der Main ist für mich mehr als ein Arbeitsplatz. Er ist eine wunderbare Landschaft.“ Er genießt die Zeit an Deck sichtlich. Klar, dass er 1986 eine Lehre zum Binnenschiffer machte, im Alter von 21 Jahren frühestmöglich das Schifferpatent ablegte und in den elterlichen Betrieb einstieg. 2003 machte er sich schließlich selbstständig und kaufte sein eigenes Schiff, das 2010 durch einen Neubau namens „Niklas“ ersetzt wurde. Arnheiter beschäftigt, dass die Binnenschifffahrt als Wirtschaftsfaktor viel weniger Wertschätzung erfährt, als etwa der Transport mit Lkw oder der Bahn. Dabei seien Schiffe, gemessen an der pro Tour transportierten Tonnage, immer noch das umweltfreundlichste und kostengünstigste Verkehrsmittel. „Ein einziges Schiff ersetzt 80 Lkw.“ Doch die große Politik in Berlin nehme Probleme der Binnenschifffahrt weit weniger wahr, als Logistikthemen, die Bundesstraßen und Autobahnen betreffen. Zahlen und Daten Die Bundeswasserstraßen haben eine Gesamtlänge von 7 476 Kilometer. 2020 gab es bundesweit 674 Unternehmen der gewerblichen Binnenschifffahrt mit 4 294 Beschäftigten (fahrendes Personal). Den Ausbildungsberuf Binnenschiffer haben 2021 330 Frauen und Männer ergriffen. 101 haben in diesem Jahr die Prüfung bestanden. Die deutsche Binnenflotte zählte 2021 insgesamt 1 885 Schiffe mit 2,5 Millionen Tonnen Tragfähigkeit. 2021 wurden auf dem Main 14,3 Millionen Tonnen Güter transportiert – ein Rückgang von 8,1 Prozent gegenüber 2020. QUELLE: BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFFAHRT 1967 wagten seine Eltern den Schritt in die Selbstständigkeit, weshalb er seine Kindheit überwiegend auf Schiffsplanken erlebte. Erst als Jugendlicher hatte er häufiger festen Boden unter den Füßen. Etwa in einem Internat speziell für Kinder aus Schifferfamilien. Schulferien verliefen für den heutigen Unternehmer immer ganz anders als für Gleichaltrige: „Nach Griechenland fliegen war nicht.“ Die Familie kombinierte den Urlaub vielmehr immer mit dem Geschäft. „Wir haben zum Beispiel am Oberrhein Kies für Holland geladen. Dort hat- Der Main ist für ihn Arbeitsplatz und Erholungsraum zugleich: Oliver Arnheiter an der Schleuse in Klingenberg. FOTO: PELKA
Ein Leben auf dem Wasser 5 „Uns fehlen Liegeplätze an den Flüssen. Da wird viel zu wenig dafür getan, weil wir nur eine schwache Lobby haben“, sagt Arnheiter. Kaum Beachtung finde auch der dringende Wunsch nach einem Ausbau des Schleusensystems und nach Sanierung zahlreicher Schleusen, die noch aus den Vorkriegsjahren stammen. wie bisher? Sollen wir auf Eco Fuels setzen oder vielleicht sogar auf Wasserstoff? Im Steuerhaus sitzt Oliver Arnheiter nur noch selten. Seine Position im Unternehmen verlangt viel Bürotätigkeit. FOTO: PELKA Dem Unternehmer Oliver Arnheiter ergeht es in dieser Frage genauso wie der Industrie und wie vielen Privatleuten auch: Keiner weiß so recht, wo’s lang geht. „Wir brauchen mehr Schleusen, damit wir verlässliche und gleich bleibende Wassertiefen haben“, appelliert der Schiffsführer. „Gerade in Zeiten des Klimawandels.“ Mit den Stauwehren und Wasserturbinen könnte man zudem grünen Strom erzeugen. Zu schaffen macht seiner Branche auch die aktuell große Unsicherheit auf dem Energiesektor. „In was sollen wir investieren? In Schiffe mit Dieselmotoren FESTE ZÄHNE AN NUR EINEM TAG! SKY fast & fixed Für Patienten mit größeren zahnlosen Bereichen. Erwarten Sie das Besondere! Ein Eingriff an nur einem Tag – ohne lange Einheilphasen Schonendes und nahezu schmerzfreies Verfahren Nie mehr lockerer Zahnersatz mit Gaumenplatte oder -bügel Dr. Tschackert & Kollegen Goethestraße 23 · 60313 Frankfurt/Main T 069 2830 30 · www.tschackert.com Circa 1/3 geringere Kosten als bei konventionellen Implantat-Brücken Belastbar schon am Tag der OP – am gleichen Tag sofort essen Mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Implantations-Chirurgie und über 1000 Implantate pro Jahr sprechen für sich! Wir beraten Sie gerne! 069 28 30 30 Mehr über uns: Wir laden Sie ein zur kostenlosen Infoveranstaltung: Dienstag, 18.07.2023, um 16.00 Uhr, in unserer Praxis (bitte nur mit Voranmeldung) Von Patienten bewertet mit: Note 1,1
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