40 Der Fluss als Revier Im Einsatz auf dem Main Unterwegs mit der Frankfurter Wasserschutzpolizei VON SABINE HAGEMANN Sonnenlicht glitzert auf dem Wasser. Die „Hessen 6“ liegt noch in der Halle im Frankfurter Osthafen, doch gleich geht es mit dem blau-weißen Boot der Wasserschutzpolizei auf Streife. Das Revier: 77,110 Kilometer des Mains zwischen bayerischer Grenze und der Schleuse Eddersheim. Die „Hessen 6“ ist startklar. Unter der Treppe am Heck schlagen die Herzen des 2009 getauften Polizeistreifenboots: zwei Dieselmotoren mit je 370 PS. Unter den Füßen vibriert der Boden, als sich das Boot aus der Halle schiebt und auf den Weg ins Osthafenbecken macht. „Zu unseren Aufgaben gehört die Kontrolle von fahrenden und ruhenden Schiffen“, erklärt Polizeihauptkommissar André Veldhues, stellvertretender Dienststellenleiter und Ermittlungsgruppenleiter der Wasserschutzpolizei-Station Frankfurt. Bei den Kontrollen schauen die Beamten, ob die Sozialvorschriften wie Arbeitsund Pausenzeiten eingehalten werden. Auch die Einhaltung der technischen Vorschriften überprüft die Wasserschutzpolizei. Besonders wichtig ist das im Gefahrgutbereich. In welchem Zustand sind die Container? Stimmt die Kennzeichnung? Laut Statistik der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sind auf dem Main jährlich rund 25 000 Transportschiffe unterwegs – davon etwa 7600 mit Gefahrgut. Bis zu zwei Stunden kann eine solche Kontrolle dauern. Ist etwas nicht rechtens, wird eine Ordnungswidrigkeit angezeigt. 150 solcher Anzeigen hat es laut Veldhues in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits gegeben. Im Osthafenbecken ist mächtig was los. Bunte Container sind hoch wie Bauwerke aufgetürmt. Der Greifer eines Umschlagbaggers krallt sich in Metallschrott, um ein Transportschiff damit zu befüllen. Die Streifenfahrt führt vorbei an der Europäischen Zentralbank und weiter in Richtung Volle Kraft voraus: die „Hessen 6“ in ihrem Revier. FOTO: HAGEMANN Frankfurter Innenstadt. Die Dichte an Ausflugs- und Kabinenschiffen nimmt zu. Auf diese hat die Wasserschutzpolizei ebenfalls ein wachsames Auge. „Wir schauen, ob die Sicherheitsbestimmungen an Bord eingehalten werden. Brandschutz ist hier ein großes Thema. Leider stoßen wir immer wieder mal auf Brandschutztüren, die nicht richtig schließen oder zugestellte Notausgänge“, bemängelt Veldhues. Zudem wird auf Umweltthemen geachtet: Ist für das Abwasser eine Bordkläranlage oder ein Sammeltank vorhanden? Unfälle aufzuklären gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Wasserschutzpolizei. Obwohl Wassersportarten wie Rudern, Jet-Ski und Stand-Up-Paddling zugenommen haben, halten sich die Zahlen in Grenzen. „Einen Unfall gab es im ersten Halbjahr 2023, 2022 waren es sieben im gesamten Jahr“, bi- lanziert Veldhues. In der Großschifffahrt seien die Unfälle häufiger – da wurden allein im ersten Halbjahr sechs verzeichnet. Hinzu kommen Straftaten wie Diebstähle – von Ladungsunterschlagung über gestohlene Außenbordmotoren bis zur geklauten Geldbörse an Bord eines Ausflugsdampfers – und Alkoholdelikte. Letztere seien laut Veldhues aber rückläufig, da die Auftraggeber, insbesondere jene von Gefahrguttransporten, mittels eigener Zertifizierungen schon selbst strenge Auflagen erfüllen. Vorbei an der Frankfurter Uniklinik, dem Heizkraftwerk West und der Stadtentwässerung geht es zur Staustufe Griesheim, wo die „Hessen 6“ umdreht. Die Höchstgeschwindigkeit des Boots beträgt etwas mehr als 40 Stundenkilometer. Im Grunde reicht das, denn wilde Verfolgungsfahrten sind unnötig: Insgesamt fünf Schleusen befinden sich Die Wasserschutzpolizisten schätzen ihren malerischen Arbeitsplatz. FOTO: HAGEMANN im Revier der Frankfurter Wasserschutzpolizei. Wer zu flüchten versucht, kommt nicht weit, denn spätestens an der nächsten Schleuse ist Schluss. Doch einen rasanten Stunt, bei dem man sich gut festhalten sollte, hat die „Hessen 6“ mittels elektronischer Unterstützung und dank ihrer zwei Schiffsschrauben drauf: Eine 180-Grad-Kehrtwende auf der Stelle unter Volllast. Ein solch schnelles Wendemanöver kann erforderlich sein, wenn es um Menschenrettung geht. Verschiedene Gerätschaften befinden sich dafür an Bord, etwa eine Wärmebildkamera und ein spezielles Rettungsbrett, ein so genanntes Spineboard. Allerdings gehört auch das Bergen von Leichen zum Job der Wasserschutzpolizei. „Das sind die unschönen Momente in unserem Beruf“, sagt Veldhues. Flinker und wendiger als das schwere Streifenboot sind das Festrumpfschlauchboot und das Aluminiumboot, die beide zur Frankfurter Wasserschutzpolizei gehören. Sie bringen es auf rund 70 Stundenkilometer. Ein weiteres schweres Streifenboot, die „Hessen 2“, liegt an der Schleuse Mühlheim. Dorthin geht es dann mit dem Auto, wenn der Einsatzort zum Beispiel in Hanau ist. Die Fahrt durch die Schleusen würde zu viel Zeit kosten. Während die Wasserschutzpolizei auf Streife ist, kommen auch Meldun-
Der Fluss als Revier 41 gen per Funk rein. Zum Beispiel, wenn Zeugen Wasserverunreinigungen sichten. Um festzustellen, ob es sich um schädliche Stoffe handelt, werden Wasserproben genommen. Ein erster Test ist mittels Teststreifen direkt an Bord möglich. Zur Ausrüstung der Wasserschutzpolizisten gehört neben Schutzweste, Pfefferspray und Dienstwaffe auch ein Rettungskragen. „Landratten sagen Schwimmweste dazu“, sagt der stellvertretende Dienstgruppenleiter. Auf dem Boot ist man mindestens zu zweit, denn ein Schutzmann muss immer an Bord bleiben. In der Dienststelle in Frankfurt gibt es vier Dienstgruppen mit jeweils fünf beziehungsweise sechs Kollegen, des Weiteren eine dreiköpfige Ermittlungsgruppe. Wer Wasserschutzpolizist werden will, muss den Polizei-Studiengang absolvieren. „Eine direkte Bewerbung bei der Wasserschutzpolizei ist nicht möglich“, klärt Veldhues auf. Auf das Studium folgt eine zusätzliche dreijährige Wasserschutzpolizei-Ausbildung. ENGEL ELEKTROMOBILE GmbH · Der e-Fachhandel seit 2009 Auf die eBikes - FERTIG - LOS! Mit unseren tollen Angeboten und Beratung! Hol-Bring-Service, Ratenzahlung 2,99% Zinsen ELEGANT, SPORTLICH, AUSDAUERND UND ALS TRANSPORTER Beratungs- / Inspektions-Termine: 06103 3869449 ENGEL ELEKTROMOBILE GmbH Gleisstr. 3 · 63303 Dreieich-Drei΄hain · Tel. 0 6103/386 94 49 · www.elektromobile-rhein-main.de ©Konstiantyn - stock.adobe.com Auf dem Weg zur Offenbacher Schleuse fällt den Beamten ein Sportboot auf, das zu nah am Ufer entlangschippert. Die Wasserschutzpolizisten warnen den Freizeitkapitän vor den dortigen Untiefen, die das Boot beschädigen könnten und bitten ihn, weiter weg vom Ufer zu fahren. Der Mann bedankt sich. Schon die ganze Fahrt über fällt der freundliche Umgang miteinander auf dem Wasser auf – egal, ob die „Hessen 6“ einem kleinen Schiffchen oder einem riesigen Schubverband begegnet: Man grüßt sich. Nachdem die Schleuse Offenbach passiert ist, geht es über Fechenheim und Bürgel in Richtung Rumpenheim. Die Umgebung wird ländlich. Die Ufervegetation leuchtet in sattem Grün. Die Nähe zur Natur ist es auch, die Veldhues an seinem Beruf so schätzt: „Raus aus den Abgasen der Stadt.“ Die Stadt genießen die Wasserschutzpolizisten lieber vom Polizeiboot aus – wenn sich die Frankfurter Skyline in der Abendsonne hinter der am Bug flatternden Hessen-Fahne erhebt und die ersten Lichter in den Hochhäusern funkeln. Dieses Bild habe auch nach vielen Dienstjahren nichts von seinem Zauber eingebüßt. Unter der Treppe am Heck schlagen die Herzen der „Hessen 6“: zwei Dieselmotoren mit je 370 PS. FOTO: HAGEMANN www.rs-schnitzer.de
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