IDNEY SPÄTH (48), GESCHÄFTSFÜHRER DES TANZ- UND NACHTCLUB FREUD. EVENT-HIGHLIGHT „KINKY GALORE BERLIN“ UND „WHEN IN ROME …“ TECHNO-PARTYS MIT DEM DRESSCODE: EIN HAUCH VON NICHTS IN LACK UND LEDER. FÜR DEN LAIEN: WAS MEINT ‚„KINKY“? UND WIESO DAS LABEL „BERLIN“? Was sind fetisch-angehauchte Techno-Partys mit einem Publikum, das freizügig in Lack und Leder feiert. Die Veranstaltung kommt ursprünglich aus Berlin – aus dem Kit-Kat-Club. Aber wir haben auch ein eigenes Format: „When in Rome“. DIE FRANKFURTER GELTEN JA ALS EHER ZUGEKNÖPFT – FUNKTIONIERT DAS KONZEPT? Wir waren selbst überrascht. Die Partys sind sehr schnell ausverkauft, dabei fasst der Club immerhin ca. 350 Leute. Es gibt offenbar ein sehr großes Bedürfnis nach Freizügigkeit. Ich glaube, was zudem die Anziehung ausmacht: Wir haben keinen VIP-Bereich. Es gibt alle sexuellen Präferenzen. Alle können herumlaufen, wie sie möchten. Niemand wird blöd angeschaut oder angemacht oder gar angetatscht. WIE GARANTIEREN SIE DAS? Es gibt ein Awareness-Team, das diskret darauf achtet, dass es keine Übergriffe gibt. Trotz oder wegen aller Freizügigkeit muss es Regeln geben. Die Leute sollen sich sicher fühlen können. GIBT ES EINE MINDESTANFORDERUNG AN DIE TEXTILIEN? Es gibt keine Grenzen. Manchmal lassen wir uns an der Tür zeigen, was die Leute planen, im Club zu tragen. Weil die oft nicht in ihrem Party-Dress zum Club kommen, sondern sich erst dort umziehen. WIE WEIT KANN MAN – EINVERNEHMLICH – GEHEN? Das bleibt jedem selbst überlassen. Aber zum allergrößten Teil gibt es keinen Sex. Die Leute wollen einfach freizügig feiern. OHNE ANGST, HORST MÜLLER AUS DER BUCHHALTUNG ZU TREFFEN? DER DANN VIELLEICHT SOGAR EIN FOTO VON MIR IM LATEX-OUTFIT MACHT? Ich würde sagen: Da haben wir eine Patt-Situation. Horst Müller wird selbst kein Interesse daran haben, dass sein Besuch und sein Fetisch draußen die Runde machen. Und wer Fotos macht, der fliegt sowieso raus. DAS PUBLIKUM IST VERMUTLICH SEHR JUNG? Zwischen 20 bis 55 ist alles dabei. Das liegt auch an der Musik. Leute, die Ende der 80er, Anfang 90er Jahre mit elektronischer Musik in Berührung kamen, die sind halt heute meistens über 50. WAS EMPFEHLEN SIE DEM NEULING FÜR EINE KINKY-FREUD- PREMIERE? Am besten in Begleitung kommen. Nicht als Schutz, sondern einfach, weil wir merken, dass manche beim ersten Mal schon sehr verunsichert sind. Da ist es gut, jemanden, den man kennt, an seiner Seite zu haben. https://freud.zone/
PORTRÄT 18 | 19 ANUELA MOCK (61). DIE INHABERIN VON „TRANSNORMAL“, DER „DAMENBOUTIQUE FÜR DEN HERREN“, UNTERSTÜTZT UND BEGLEITET MÄNNER SEIT MEHR ALS ZWANZIG JAHR EN DABEI, AUCH EINMAL GANZ FR AU ZU SEIN. IHR LADEN HAT SICH ZUDEM AUCH MIT EINSCHLÄGIGEN VERANSTALTUNGEN ZUR EROGENEN ZONE DER MAINMETROPOLE ENTWICKELT. Ich biete hier einen Schonraum für Männer, die ihre weibliche Seite nach außen tragen wollen. Ich unterstütze sie dabei, sich zu verwandeln, sich auszuprobieren. Dafür habe ich hier einen kleinen Fundus an Klamotten, Oberweiten, Strumpfhosen, Wäsche, Kosmetik, Perücken – in dem man stöbern kann. Ich schminke natürlich auch, ich coache, berate, biete Lauftraining in hohen Schuhen. Wenn sich ein Mann bei mir anmeldet, versuche ich herauszufühlen, wie sein Style ist, welche Fantasie er für sein ganz eigenes Frausein mitbringt. Manche bringen selbst Kleidung mit aus den Kleinstädten, aus denen viele kommen, andere wollen, dass ich sie beim Einkaufen begleite und berate. Manche mögen bestimmte Stoffe, eine bestimmte Textur auf der Haut. Es geht ja auch und vor allem um Sinnlichkeit. Ich bin da sehr offen. Niemand braucht sich für sein Begehren zu schämen. Auf Wunsch gehe ich dann mit Sandra, die sonst vielleicht Jochen heißt, oder Doris, die sonst Peter ist, auch zum Essen. Wenn jemand mehr vorhat, kann ich ihn weiterreichen an eine Person meines Vertrauens. Da fühle ich mich dann nicht mehr zuständig. Es gibt Männer, die kommen seit Jahren zu mir. Für sie ist das wie eine Auszeit aus ihrem Männer-Alltag. Sie wollen sich fallen lassen. Mal nichts bestimmen müssen. Und genau dafür biete ich den Erlebnisraum – den man auch als Bar oder Cabaret mieten kann. Seit einiger Zeit findet hier auch die „Frivole Bar“ statt. Das sind erotische Lesungen und Ausstellungen oder es plaudert auch mal ein Bondage-Meister aus dem Nähkästchen. Ich staune, wie viele Menschen in dieser Stadt auf der Suche sind nach dem erotischen Knistern, der kleinen Frivolität und natürlich bei mir fündig werden. www.transnormal.de
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