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NICCI KUHN, die

NICCI KUHN, die Intensivkrankenschwester und Fotografin ist Gründerin und Vorstand der PoorPoor Foundation e.V. Gemeinsam mit Stefanie Zumbruch, Heinz Hilgert, Manuela Nyhuis, Heiko Schreiber, Huschke Diekmann sammelt sie seit Jahren Spenden für die Ärmsten der Armen, die in ihren von Gewalt, Krieg und Armut heimgesuchten Ländern ums Überleben kämpfen. PoorPoor baute unter anderem Brunnen in Somalia, verteilte Hunderte Solarlampen in Afrika und Eco Zoom Öfen an Bedürftige in Ruanda, unterstützt die Kinder im Slum von Thailand, finanziert Operationen von hilfsbedürftigen Kindern wie z.B im Libanon und erbaute Trinkwassersysteme und riesige Regenwassertanks in Ostafrika. www.poorpoor.info WIE KAMEN SIE DAZU, EINE HILFSORGANISATION ZU GRÜNDEN? Ich bin als Fotografin und Kinderkrankenschwester jahrelang durch sämtliche Krisengebiete der Welt gereist. Ich war in Burma unter der Militärdiktatur, in Indien, Afrika, Kambodscha, Thailand, im Nahen Osten, Kuwait, in Jenin, Flüchtlingslager in Jordanien/ Syrien. Da kommt man hautnah mit den Folgen von Gewalt, Krieg, Armut und Krankheit in Kontakt. Mit Menschen, die ums Überleben kämpfen. Die niemand sonst sieht. Deren Schicksal immer unter unserem Radar bleibt. Denen wollte ich eine Plattform verschaffen. Deshalb habe ich gemeinsam mit meinen 5 Kollegen 2019 die Foundation gegründet: „Help for the Unseen“. WIESO DER NAME „POORPOOR“? Das bedeutet ja nicht nur arm, sondern sehr arm oder auch: Für die Armen. Wir sind ein kleiner, aber sehr feiner Verein und zeigen, dass man auch mit wenig Mitteln Unglaubliches umsetzen kann. Wenn man es will. SIE HABEN EINE WIRKLICH BEEINDRUCKENDE LISTE VON PROJEKTEN. WIE FINDEN SIE DIE? Immer, wenn ich unterwegs war, war ich auf Projektsuche und natürlich findet man in den Ländern, in denen ich arbeite, immer Handlungsbedarf. So ermöglichten wir bis heute über 2.500 Kindern in 15 verschiedenen Schulen Bildung zu erlangen. Wir erbauten z.B. auch stabile Handwaschsysteme während der Pandemie und unter strengsten Pandemieauflagen und ermöglichten den Kindern so, in die Schule zu gehen. Wir haben Langzeitprojekte und Notfallprojekte. BEKOMMT MAN NICHT GERADE, WENN MAN SICH SO ENGAGIERT WIE SIE, MANCHMAL DAS GEFÜHL, EINEN OZEAN MIT EINEM FINGERHUT AUSSCHÖP- FEN ZU WOLLEN? Wir sprechen tatsächlich von unvorstellbarer Armut, von katastrophalen Zuständen, von sehr traurigen Momenten und natürlich lässt einen das nicht los. Wie könnten wir also jemals aufhören! Aber wir sehen immer wieder auch, wie wenig es braucht, um Großes zu erreichen. Zum Beispiel haben wir aktuell 3.365 Menschen in Kayonza, Ruanda, krankenversichert. Das geht bereits für drei Euro im Jahr. Ein Betrag, der für viele – gerade mit Kindern – aber unerschwinglich ist. Sie sind z.B. nun im Stande, ihre schweren Infektionskrankheiten oder auch Unfallfolgen behandeln zu lassen. Frauen bekommen ihre Kinder in Krankenhäusern. Ohne solch eine Versicherung ist man eigentlich verloren. ÄRGERT ES SIE NICHT MANCHMAL, WIE VIELEN HIERZULANDE OFT EINFACH DIE FANTASIE FEHLT, SICH VORZUSTELLEN, DASS ES ANDEREN NICHT SO GUT GEHT. Wir sind hier alle unglaublich privilegiert, uns geht es gut, wir sind abgesichert, haben unser Zuhause. Doch diese Menschen bleiben zurück. Aber wir zeigen ja auch mit unserem Verein, dass wir so Vieles erreichen konnten. Ich glaube, wenn man sich das erst mal klar macht, dann steigt auch die Bereitschaft, ein wenig von dem unendlich Vielen abzugeben, was wir selbst hier haben.

STORY 20 | 21 WARUM ELTERN, WIESO SPRECHEN SIE NICHT GLEICH MIT DEN JUGENDLICHEN? Das tun wir natürlich auch bei der gjb, aber Studien belegen, dass Eltern und Familie den größten Einfluss auf Jugendliche haben. Noch vor Peer-Group, Schule oder Social-Media. Natürlich bei der Berufsorientierung. Aber auch bei der Haltung zur Arbeit, zur Berufswelt. Das greifen wir in dem Projekt auf. Wir wollen den Eltern ihre Bedeutung, ihre Rolle verdeutlichen und natürlich auch beraten. Dabei geht es vorwiegend um den Übergang von der Schule in einen Ausbildungsberuf. DAS KLINGT, ALS WÜRDEN SICH ELTERN EHER ZU WENIG ALS ZU VIEL EINMISCHEN? Eltern haben oft Angst, dass sie zu übergriffig sein könnten. Sie sagen dann, sie möchten, dass sich ihr Kind ganz frei entwickelt. Aber es geht ja nicht um Vorschriften, sondern darum, in einen gesunden Austausch zu gehen. Ein Feedback zu geben, was man glaubt, wo die Stärken oder vielleicht auch die Schwächen liegen. Jugendliche können da sehr von den Erfahrungen der Erwachsenen profitieren. JOHANNES RINGS (31) ist Pädagoge und Berater bei der Gesellschaft für Jugendbeschäftigung e.V. (gjb) in Frankfurt für den Bereich „Berufsorientierende Elternarbeit – Perspektive Beruf“. Meint: Er informiert über alle Fragen rund um Schule und Beruf und vermittelt Informationen über das komplexe Schul- und Ausbildungssystem. www.gjb-frankfurt.de MIT WELCHEN FRAGEN KOMMEN DIE ELTERN ZU IHNEN? Wir beraten allgemein bei den Übergängen. Immerhin gibt es allein knapp 330 Ausbildungsberufe. Da wird es schon schwierig, zu entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Wir haben aber auch Eltern hier, deren Kinder die 10. Klasse eines Gymnasiums besuchen und gesagt bekommen, ihr Kind schafft es leider nicht in die Oberstufe. Da gilt es, sich komplett neu zu orientieren. DA HERRSCHT BESTIMMT OFT ENDZEITSTIMMUNG? Wir versuchen immer, deutlich zu machen, dass dem Kind noch fast alle Türen offenstehen. Das Ausbildungssystem ist heut viel durchlässiger. Man kann auch ohne Abitur studieren. Das Wichtigste überhaupt: Erstmal eine Ausbildung abzuschließen. Dann gibt es immer noch Möglichkeiten. Und man sollte wissen, dass man heute nicht auf ewig in dem Beruf bleiben muss, den mal einmal erlernt hat. Das nimmt so einer Entscheidung auch die Schwere. SIE BETONEN DAS SO – IST DURCHHALTEN EIN PROBLEM? Wir bieten an den Berufsschulen auch Ausbildungsbegleitung an. Gerade im ersten Jahr sind die jungen Leute oft frustriert, wenn sie noch keine wichtigen Aufgaben übernehmen dürfen. Und dass etwa das Auskehren der Werkstatt auch erstmal zum Berufsalltag gehört. WIE GROSS IST DER EINFLUSS VON SOCIAL MEDIA? SAGEN NICHT MANCHE: DEN STRESS TUE ICH MIR NICHT AN. ICH WERDE INFLUENCER ODER MODEL ODER WIE EIN JUNGE AUS MEINEM UMFELD „ICH WERDE REICH“? Wir greifen das durchaus auf. Wir haben etwa schon mit Jugendlichen Videos aus Instagram mit der Realität abgeglichen. Und man muss sagen, dass viele, die dort ihren Erfolg präsentieren, durchaus auch thematisieren, wie anstrengend der Weg zum Ziel war. Das ist spannend, auch weil es ja an die Lebenswelt der Jugendlichen anknüpft.

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