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MAINfeeling Frühling 2024

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Heutzutage, 50 Jahre

Heutzutage, 50 Jahre nach diesen umwälzenden Ereignissen, ist Lissabon eine der beliebtesten touristischen Destinationen Europas, die sich auf viele Arten erkunden lässt. Zumindest erfordern die sieben Hügel, auf denen die Stadt gebaut ist, gute Kondition oder eben das geeignete Verkehrsmittel. Legendär und beliebt – auch als Fotomotiv – ist eine Fahrt mit den historischen Straßenbahnlinien 28 oder 12 quer durch die Altstadt, steil bergauf und bergab, an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. An manchen Haltestellen bilden sich allerdings regelmäßig lange Schlangen. OMNIPRÄSENTE STRASSENKUNST UND MUSIKALISCHE SEHNSUCHT Zweifellos originell ist die Fortbewegung in einem der – überwiegend elektrisch betriebenen – Tuk-Tuk, die in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden sind. Diese dreirädrigen Leichtfahrzeuge sind so schmal und kompakt, dass sie auch durch engste Gassen hindurchpassen und steile Anstiege bewältigen. Bei heißen Temperaturen freut man sich über den Fahrtwind, sollte es regnen, sitzt man im Trockenen. Zumeist werden unterschiedlich lange Sightseeing-Touren angeboten, und dann ist der Fahrer gleichzeitig auch der persönliche Stadtführer, der die schönsten Aussichtspunkte ansteuert und auf Sehenswertes hinweist. So lassen sich beispielsweise bei einer „Streetart“-Tour zahlreiche Werke lokaler und internationaler Graffiti-Künstler entdecken, an denen man ansonsten vielleicht acht- oder ahnungslos vorbeigelaufen wäre. Wie in einer Art Freiluftgalerie, ob an Mauern oder Häuserfassaden, präsentieren sich sowohl farbenfrohe Straßenkunst mit kulturellem oder politischem Bezug als auch abstrakte Designs oder beeindruckend große Wandgemälde. Von oben nach unten: historische Straßenbahn, Fado-Club in der Altstadt, Tuk-Tuks gehören zum Straßenbild, Streetart an Fassaden. Kaum zu übersehen ist beispielsweise ein Motiv mit einer Soldatin, die ihr Gewehr mit roter Nelke im Lauf hält; nun wird dem Betrachter auch der Kontext bewusst. Direkt ins Auge fallen viele farbenfrohen Gemälde und nicht zuletzt die Gesichtsreliefs von Alexandre Farto, der unter seinem Pseudonym Vhils bekannt wurde, sowie die Skulpturen aus Schrott und Müll von Artur Bordalo („Bordalo II“) – zwei portugiesische Künstler, die beide 1987 in Lissabon geboren wurden, sich gesellschaftskritischen Themen widmen und international aktiv sind. Typisch für Vhils sind Porträts historischer Persönlichkeiten, die er aus den Wänden heraus meißelt, fräst oder gar sprengt. Die über- und dreidimensionalen Tierinstallationen „Trash Animals“ von Bordalo sollen auf Herausforderungen rund um Umweltverschmutzung und Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Generell spielt Kunst im Stadtbild eine zentrale Rolle, ob vertikal oder horizontal. Denn wer zum Beispiel im historischen Viertel Baixa über die Fußgängerzone Rua Augusta, die auf den Triumphbogen und den „Praça do Comércio“ hinführt, schlendert, läuft auf den „Calçada portuguesa“, einer kunstvollen Wegpflasterung aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt. Die Mosaike mit

PORTRÄT 38 | 39 Wellen, Fischen, Blumen oder geometrischen Mustern wurden zum Teil bereits kurz nach dem Erdbeben verlegt. Ähnlich charakteristisch sind die Fliesen, die in vielen verschiedenen Designs und Farbkombinationen an etlichen Gebäuden Lissabons zu finden sind. Die Tradition dieser handbemalten „Azulejos“ reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück und hält bis heute an. Im gleichnamigen Museum – im ehemaligen Kloster „Madre de Deus“ – ist eine umfangreiche Ausstellung in beeindruckender Kulisse zu bestaunen: Neben den ältesten erhaltenen Exemplaren sind auch zeitgenössische Kacheln zu sehen, und man erfährt Interessantes zur Herstellung und Verwendung der Farben – häufig dieselben Blauund Gelb- sowie Grün- und Brauntöne. Nettes Detail an einer Wand: Der QR-Code zur Audioguide-App ist aus blau-weißen Mosaiksteinen zusammengesetzt. Von oben nach unten: „Praça do Comércio“, Wegpflasterung „Calçada portuguesa“, Fado-Museum, „Pasteis de Nata“ aus der Bäckerei Manteigaria. Ein weiteres wichtiges kulturelles Erbe bekommt im Fado-Museum die entsprechende Plattform. Zwar braucht es wohl portugiesische Wurzeln, um diese im Fado besungene „Saudade“ – eine bis hin zum Weltschmerz gehende Sehnsucht – nachzuempfinden, aber die zumeist melancholische Stimmung dieser Musik geht allen unter die Haut. Hier im Museum kann man per Audioguide Fados aus vielen Jahrzehnten und von zahlreichen berühmten Interpreten hören. Ausgestellt sind nicht nur typische Instrumente wie die portugiesische Gitarre, sondern auch Gemälde und weitere Exponate, die über die Entstehungsgeschichte Auskunft geben. Bücher und Kunstgegenstände gibt es im Museumsladen, und wer abends einen Platz in einem der Fado-Restaurants bekommt, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diese Musik und den Gesang live zu erleben. KULINARISCHE KÖSTLICHKEITEN, OB STOCKFISCH ODER TÖRTCHEN Apropos Essen: Um einige Köstlichkeiten kommt man in Lissabon einfach nicht drumherum. „Bacalhau“, also eine traditionelle Zubereitung getrockneten Kabeljaus, gibt es in zig Variationen, eine leckerer als die andere. Zum Nachtisch oder zwischendurch müssen es die landestypischen Cremetörtchen „Pasteis de Nata“ sein. Viele halten die in der Bäckerei Manteigaria, in der man durch eine Glasscheibe bei der Produktion auf engstem Raum zuschauen und gleichzeitig ein paar genießen kann, für die Besten. Und letztlich darf zum Abschluss auch ein Gläschen des portugiesischen Kirschlikörs Ginjinha nicht fehlen. Weitere Infos: Turismo de Lisboa, www.visitlisboa.com/de Lisboa Story Centre, www.lisboastorycentre.pt/ent/ Tuk-Tuk-Tour, www.localtuktuk.com Museu Nacional do Azulejo, www.museudoazulejo.gov.pt Fado Museum, www.museudofado.pt/en

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