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MAINfeeling Sommer 2023

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LESENSWERT WER DENKT BEI

LESENSWERT WER DENKT BEI SOMMERZEIT NICHT AN URLAUBSZEIT. FÜR VIELE GLEICHBEDEUTEND MIT AUSGIEBIGER UND ENTSPANNTER LESEZEIT. DABEI GEHT LESEN DOCH EIGENTLICH IMMER. INTERESSANTE NEUERSCHEINUNGEN. Das Café ohne Namen von Robert Seethaler Wien, Leopoldstadt, 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Überall wächst das Neue. Robert Simon ist Tagelöhner und lässt mitreißen, er eröffnet ein eigenes Café, das nichts gemein hat mit den Wiener Kaffeehäusern. Eine Geschichte des Aufbruchs – vielmehr den Drang des Menschen zum Aufbruch. Leise, fein – die kleine Welt im Brennglas, in der „Das Café ohne Namen“ als Ort der Begegnungen fungiert. Und eine Liebesgeschichte an den zweiten Wiener Bezirk. Claassen Verlag, 288 Seiten, 24 Euro, ISBN 9783546100328 Melody von Martin Suter Melody, einst die Verlobte von Alt-Nationalrat Dr. Stotz, verschwand kurz vor der Hochzeit vor 40 Jahren. Darüber hinweg ist er noch immer nicht. Um seinen Nachlass zu ordnen, stellt der Alte den Studierenden Tom ein, der diesen Job dringend braucht und der das Unangenehme aus Storz’ Leben vernichten soll. Doch seine eigentliche Aufgabe scheint zu sein, dem Sterbenden zuzuhören. Eine Geschichte von Wahrheit und Fiktion, Moral, Selbstentwürfen und Tatsächlichkeit in gewohnter Suter-Qualität. Diogenes Verlag, 336 Seiten, 26 Euro, ISBN 9783257072341 Der letzte Sessellift von John Irving Skurrile Figuren, unzweideutige Komik, der typische Irving-Charme, aber eigentlich zu komplex zum Nacherzählen … Im Mittelpunkt des Romans steht die amerikanische Familie als „soziale Institution“. Vorrangig geht es um Adam, der sich auf die Suche nach Antworten auf seine vielen Fragen macht, und seinen Vater. Im Hotel Jerome, wo er gezeugt wurde, trifft Adam auf einige Geister. Für Irving-Anhänger ein Muss, weil vielleicht sein letzter Roman. Die übrigen könnten sich im angerichteten Chaos verlieren. Diogenes Verlag, 1088 Seiten, 36 Euro, ISBN 9783257072228 Doppler von Thomas Olah Abgründig trifft es wohl am ehesten, wenn man das Debüt des Kostümbildners Thomas Olah beschreiben möchte. Eine Geschichte, die in die tiefste österreichische Provinz führt, nach Frankenhayn. Dorthin, zu seinen Großeltern, kommt ein Junge, nachdem er seine Eltern bei einem Autounfall verloren hat. Hier scheint die Zeit konserviert. Eine Geschichte, die vor Bösartigkeiten und Ideenreichtum nur so strotzt. Unterhaltsam und roh. Müry Salzmann, 224 Seiten, 24 Euro, ISBN 9783990142394

LESENSWERT 34 | 35 Die frühen Jahre von Felix Stephan Eine Familie, die die Unfreiheit in der DDR als Lebensprinzip verinnerlicht hatte: Autor und Protagonist sind sechs Jahre alt, als die Mauer fällt – eine Katastrophe für die Erwachsenen, hatten sie sich in ihrer Unfreiheit doch bequem eingerichtet. Das Kind versucht, sie aufzufangen in ihrer Orientierungslosigkeit und zu trösten. Ein intimer Blick auf das Leben der Angepassten und die Herausforderungen der Freiheit. Der Neuanfang scheint erst möglich, als der sozialistische Großvater dement wird. Aufbau Verlag, 225 Seiten, 22 Euro, ISBN 9783351038847 Antoine Volodine Im Zentrum des Romans, der im Original 1990 erschien, steht ein außergewöhnliches Paar: das ehemalige RAF-Mitglied Ingrid Vogel und ihr Jäger aus dem BKA, der sich anhand ihres Fahndungsfotos unsterblich in sie verliebt hatte. Dennoch oder gerade deswegen verhilft er ihr zur Flucht. Literarische Polit-Fiction voller Rückbezüge auf den Terrorismus der 1970erbis 80er-Jahre. Ein Antikrimi ohne Aussage über Verbrechen und Wirklichkeit, ein ratloses Abenteuer, das die Leser in vielerlei Hinsicht herausfordert. Edition Converso, 300 Seiten, 25 Euro, ISBN 9783949558146 Wo die Fremde beginnt von Elisabeth Wellershaus In ihrem Buch zeichnet die Journalistin Elisabeth Wellershaus nach, was Fremdheit ist und wie diese uns doch verbindet. Aufgewachsen ist sie als schwarze Deutsche mit weißen Großeltern und weißer Mutter im bürgerlichen Hamburger Stadtteil Volksdorf. Wie verhält es sich mit Zugehörigkeit? Wellershaus nimmt die Leser mit in sehr persönliche Erfahrungen, hält sich dabei immer wieder selbst den Spiegel vor. Dadurch gelingt es ihr, die identitätspolitischen Perspektiven der Gegenwart zu erweitern. C.H. Beck, 158 Seiten, 22 Euro, ISBN 9783406799327 Fotos: Verlage Queer von Benno Gammerl Lange ist die queere deutsche Geschichte vernachlässigt worden, dabei kämpften Homosexuellenbewegungen bereits im Kaiserreich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Wie lässt sich die Geschichte gleichgeschlechtlich liebender und gendernonkonformer Menschen erzählen? Wie stellt sich deutsche Geschichte aus queerer Perspektive dar? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das kompakte Sachbuch und bietet eine solide Grundlage für die Debatten unserer Zeit. Hanser Verlag, 272 Seiten, 24 Euro, ISBN 9783446276079

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