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MAINfeeling Sommer 2024

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IM VERHÖR 6 | 7 Die

IM VERHÖR 6 | 7 Die Frankfurterin Anne Hashagen hat mit „Fucking Famous – wie ich zu einer Million Followern kam und dabei unendlichen Spaß hatte“ (Solibro Verlag, 328 Seiten, 16 Euro) eine Roman-Satire über den Social Media-Irrsinn vorgelegt, die so wahr wirkt, dass sie einen das Fürchten lehren könnte, wenn sie nicht auch gleichzeitig sehr lustig wäre. Wir haben mit der Autorin über die Gefahren und Risiken einer Nähe gesprochen, die aus der Ferne so erfolgreich simuliert wird. Interview: Constanze Kleis und Jonas Ratermann (Fotos) Anne Hashagen arbeitet als Bankerin und hat in ihrer Freizeit schon einige Bücher geschrieben. Dabei hat die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin souverän schon die unterschiedlichsten Genres bespielt. Vom Mystery-Roman „Die Wette“ über das Nachdenken über den Sinn des Lebens „Ich denke, aber wer ist Ich?“ (gemeinsam mit dem Philosophen Riccardo Manzotti) bis hin zu einem Single-Ratgeber, Jugendbüchern und einigen Drehbüchern. Mit dem zeitgeistigen Roman „Fucking Famous“ ist jetzt ihr sechstes Buch erschienen. IN IHREM BUCH GEHT ES UM LOTTE, DIE ERST EIN START-UP IN DEN SAND SETZT, DANN EIN ERFOLGLOSES SACH- BUCH SCHREIBT, BEVOR ES IHR AUF SOCIAL MEDIA GELINGT – NICHT GANZ FREIWILLIG –, MIT EINER MILLION FOLLOWERN IN DEN INFLUENCER- OLYMP AUFZUSTEIGEN. SIE WISSEN ALSO, WIE MAN MAXIMALE AUFMERK- SAMKEIT ERREICHEN KÖNNTE … Mein Verhältnis zu Social Media ist ambivalent. Als Autor sollte man dort vertreten sein. Aber ich finde es ziemlich kurios, wenn man sich täglich an seine Follower wendet, als wären es enge Freunde, und davon ausgeht, dass sich die Welt dafür interessiert, mit welchem Outfit man gerade ins Büro geht. DER ROMAN WIRKT, ALS HÄTTEN SIE TIEFE EINBLICKE INS INSTAGRAM- LEBEN – DABEI POSTEN SIE SELBST SEHR WENIG. (ES GIBT JETZT ZWEI NEUE POSTS, DAHER STIMMT DIE VORHERIGE AUSSAGE NICHT MEHR …) Ich war ein Jahr als intensiver „Follower“ auf Instagram unterwegs. Bin den ganzen Accounts der Top-Influencer gefolgt, die mich für die Figuren in meinem Roman inspiriert haben, und ich war auch auf manch einer Party, wo „man“ sich traf. TATSÄCHLICH HABEN SIE EINIGE DER DEUTSCHEN INFLUENCER-IKONEN BIS ZUR KENNTLICHKEIT ALS PROTOTYPEN FÜR DAS PHÄNOMEN GESCHILDERT. DAS IST SEHR LUSTIG. ABER AUCH OFT TRAURIG UND ZIEMLICH ERNÜCH- TERND. DABEI IST ES DOCH DAS, WAS ALLE WOLLEN … Es ist ein harter Kampf um Aufmerksamkeit. Darum, wahrgenommen zu werden. Es geht auch viel um Neid. Und es ist eine Menge Negativität mit im Spiel. Netzpersönlichkeiten stehen ständig vor einer imaginären Jury. Dort wird be- und oft auch verurteilt. Und dabei schwingt immer die Angst mit, dass morgen der ganze „fame“ schon wieder obsolet sein könnte … AUCH WENN HIER UND DA MAL EIN INFLUENCER VORKOMMT – ES GEHT IN IHREM ROMAN VOR ALLEM UM FRAU- EN. UND AUCH UM EIN ZWEIFELHAFTES FRAUENBILD, DAS VON FRAUEN SELBST IN DEN SOZIALEN MEDIEN TRANSPOR- TIERT WIRD – SOGAR DORT, WO SICH FRAUEN FÜR DIE SACHE DER FRAUEN STARK MACHEN. Im Netz wird Feminismus oft einfach wie ein „Must-have“ präsentiert. Wie die neue „It-Bag“. Mit albernen Statements wie „Ich kann auch mit einem tiefen Dekolleté Feministin sein“. Ich glaube, dass reiner Empörungs-Feminismus der Sache der Frauen nicht guttut. Leider belohnen zudem die Algorithmen von Social Media ein sehr traditionelles Frauenbild. JA, ES GIBT STUDIEN, DASS DIE MEIS- TEN KLICKS ETWA DIE BEKOMMEN, DIE IN DER KÜCHE IRGENDWAS SCHÖN HERRICHTEN – NACHDEM SIE SICH SELBST HÜBSCH HERGERICHTET HABEN. Ich finde symptomatisch, was Toni Garrn einmal in einem Interview erzählt hat: Das Supermodel hat eine eigene Stiftung, die sich etwa in Ghana dafür einsetzt, die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche zu verbessern. Interessiert aber ihre 5,2 Millionen Follower nur mäßig. Deshalb lockt sie die mit Glamour-Fotos etwa von den Golden Globes zu ihrem Herzensthema.

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