Aufrufe
vor 1 Jahr

MAINgolf Frühjahr 2022

  • Text
  • Putter
  • Indoor golf
  • Golfbag
  • Eintracht
  • Meter
  • Frankfurt
  • Golfplatz
  • Rode
  • Golfer
  • Golfclub
  • Neuhof
  • Maingolf
Magazin für Golf in Rhein-Main

10

10 MAINgolfFrühjahr 2022 JETZT ABER MAL HALBLANG Halfway-Häuser versüßen die Golfrunde. Es gibt sie aber gerade einmal in einem Viertel der Clubs in der Rhein-Main-Region Von Samy Bahgat s ist eine Besonderheit, die es so nur im Golfsport gibt: das Halfway-Haus, die Verpflegungsstation – meist nach der Hälfte der Spielbahnen. Entstanden ist die Idee laut des R&A World Golf Museum auf 18-Loch-Plätzen in Großbritannien, weil dort das Clubhaus meist nur an den Bahnen eins und achtzehn in Reichweite war. Wann genau und wo das erste Halfway-Haus stand, ist jedoch nicht überliefert. Immerhin fand die Golf Society of Great Britain heraus, dass der schottische Open-Teilnehmer Sir David Anderson in den 1840er Jahren in St Andrews auf dem Old Course mit einem Wagen Er frischungen verkaufte. Ein Halfway-Haus kann außergewöhnlich sein wie der Leuchtturm im schottischen Turnberry, oder es kann wie im Bad Vilbeler Golfclub Lindenhof als „Gourmet- Tempelchen“ locken. Dabei bieten längst nicht alle Golfanlagen in der Rhein-Main-Region einen kulinarischen Zwischenstopp: Nur ein knappes Viertel der Clubs verfügt über ein echtes Halfway-Haus. Eine Pausenstation, die immerhin gelegentlich betrieben wird, etwa bei Turnieren, haben 18 Prozent. Das Gros der Anlagen kennt weder Halfway-Haus noch Vergleichbares. Umso glücklicher schätzen sich Mitglieder von Clubs, in denen bei Halbzeit Essen und Trinken Belohnung bieten – oder Trost spenden. Da ist zum Beispiel das „Büdchen“, wie das Halfway-Haus im Frankfurter Golf Club genannt wird. Schon seit Eröffnung des Platzes 1928 seien Golferinnen und Golfer an der Gabelung der Bahnen Der Ursprung des Halfway-Hauses ist unbekannt 10, 11 und 13 verpflegt worden, sagt Clubmanagerin Ann-Katrin Thimm. Heutzutage sind für die Versorgung der ausschließlich golfenden Gäste Gennaro und Katarina Piccirillo zuständig. Beide kommen aus der Gastronomie und sind seit 2019 Pächter. Während der Öffnungszeiten dienstags bis sonntags bieten sie unter anderem Antipasti, Croissants, aber auch belegte Brötchen, Suppen und andere Leckereien an. Im Golf-Club Neuhof queren die Golfer auf ihrer Runde gleich viermal den idyllisch gelegenen Rastplatz, nämlich über die Bahnen 7, 8, 11 und 16. Allein zwölf verschiedene Kaffeespezialitäten stehen dort als Booster vor dem nächsten Abschlag zur Auswahl. Besonders hoch im Kurs bei den Gästen stehen die scharfen Fleischbällchen, philippinische Linsensuppe oder Glasnudelsalat der Hotelfachfrau Miraluna Moog. Sie und Rainer Ritter sind seit 2017 die Gastgeber des „Häuschens am See“, das in der Regel von Mitte März bis Ende Oktober (außer montags) geöffnet hat. Nach dem Halfway-Haus ist vor dem nächsten Schlag. Wie man in die Back-Nine startet, hängt auch davon ab, wie sehr lukullischen Verlockungen und prozenthaltigen Tröstern zugesprochen wurde. Aber muss man überhaupt einen Stopp einlegen? Der St Andrews Golf Links Trust erklärt, für Schottland gebe es keine allgemein gültigen Regeln. Ähnlich die Information des Golfverbands von Südafrika, wo die Halfway-Tradition wohl so selbstverständlich gelebt wird wie nirgendwo sonst. Für Deutschland heißt es immerhin in Golfregel 5.7a, dass es die Spiel- Der Zwischenstopp taucht in den Golfregeln auf Luiza Kantorowicz betreibt in Lich Restaurant und Halfway-Haus Foto: Arne Bensiek

MAINgolfFrühjahr 2022 11 Der Halfway-Biergarten in Hof Hausen vor der Sonne Foto: Arne Bensiek Längeres Pausieren kann zu Stau führen Gennaro und Katarina Piccirillo vom „Büdchen“ im Frankfurter Golf Club Foto: Frankfurter Golf Club leitungen häufig gestatten, so lange am Halfway-Haus eine Pause zu machen, bis die nächste Gruppe dort eintrifft. Allerdings kann das Pausieren auch zum Flight-Stau führen. Dann ist bei Verweilern und Durchspielern Verständnis gefragt. Zu einer entspannten Atmosphäre kann auch ein Vorwarnsignal beitragen, mit dem sich ein kommender Flight ankündigt. In vielen Halfway-Häusern liegen außerdem die Startlisten vor. Wer die Wünsche seiner Gäste kennt, kann sich entsprechend vorbereiten. Daniela Schaum macht das so, seit sie 2016 als Pächterin des Halfway-Hauses im Golf Club Hanau- Wilhelmsbad angefangen hat. Geöffnet ist die idyllisch gelegene Auftankstation an den Bahnen 7, 8 und 14 fast das ganze Jahr. „Alles was Golfer glücklich macht und der Natur nicht schadet“, so das Credo der Messe- Fachwirtin. Als Selbstständige bringt sie bereits Gastronomieerfahrung mit. In speziellen Öfen backt sie Croissants, bereitet Milkshakes und andere Getränke frisch zu. Und kaum einer der Gäste kann widerstehen, wenn frische Brezeln und Weißwürste angeboten werden. Nimmt man den Begriff Halfway-Haus genau, dann erreicht man es nach der Hälfte des Platzes – so wie im Licher Golf-Club. Wenn man es an der neunten Bahn auf das Grün geschafft hat, erwartet einen „Luisas Halfway Haus“. Und das ist das ganze Jahr geöffnet und bietet kleine Snacks, Kuchen, Vegetarisches und die beliebten Chicken Wraps. Seit Ende 2020 ist Luiza Kantorowicz verantwortlich für die Gastronomie in Lich. So entstehen Synergien, wie etwa die Küche, die sowohl für das Clubhaus-Restaurant als auch das Halfway-Haus genutzt wird. Das gilt auch für das „Restaurant im Herrenhaus“ im Golf-Club Ohne Einnahmen aus großen Turnieren ginge es nicht Hof Hausen vor der Sonne. Seit 25 Jahren ist hier die Familie Multani Pächter und betreibt auch das Halfway-Haus im historischen Innenhof. Die uralte Platane dort markiert für Golfer die Halbzeit der Runde. Über das gängige Vesper-Angebot hinaus werden von Montag bis Sonntag auch warme Speisen angeboten und vieles frisch zubereitet. Das wissen auch Nicht-Golfer zu schätzen. „Inzwischen machen auch Radfahrer und Wanderer hier Pause“, sagt Marcel Multani. Nachgefragt, ob es sich wirtschaftlich lohnt, ein Halfway-Haus zu betreiben, ähneln sich die Antworten vieler Pächter. Es sei eine Mischkalkulation – ohne die Einnahmen aus großen Turnieren ginge es nicht. Zum Teil gibt es Unterstützung durch die Clubs: in finanzieller Art, mit Zugeständnissen bei der Pacht oder dem Bereitstellen der Einrichtung. Eher selten sind feste Verzehrvorgaben für die Mitglieder. Für die Frankfurter Managerin Ann-Katrin Thimm steht fest, „dass es schwer ist, überhaupt jemanden zu finden, der ein Halfway-Haus betreibt, und dass man als Club dem Pächter helfen sollte, wirtschaftlich zu überleben.“