AnzeigeHERZ UND GEFÄSSEHerzrhythmusstörungen immer individuell angehen„Auch therapieresistenten Fällen kann meistens geholfen werden!“Herr Prof. Lehmann, Herzrhythmusstörungensind weit verbreitet, doch Rhythmusstörungist nicht gleich Rhythmusstörung.Was sollte man zu diesem Thema wissen?Herzrhythmusstörungen sind vor allem bei älterenMenschen relativ häufig. Doch auch Jüngere kann estreffen, und es kann ganz spontan auftreten. Taktgeberdes Herzens ist der sogenannte Sinusknoten im rechtenVorhof. Er erzeugt elektrische Impulse, die in einembestimmten Rhythmus über den Atrioventrikularknotenzu den Herzkammern geleitet werden. Für eine Störungdieses Rhythmus gibt es verschiedene Ursachen. Zudemist Rhythmusstörung nicht gleich Rhythmusstörung.Das Herz kann zu langsam schlagen (Bradykardie)oder zu schnell (Tachykardie) oder mit unregelmäßigerFrequenz.Zudem können Rhythmusstörungen an verschiedenenOrten entstehen, zum Beispiel im Vorhof oder inder Herzkammer. Die häufigste Herzrhythmusstörungist das Vorhofflimmern, das mit einem erhöhtenSchlag anfall-Risiko verbunden ist. Nicht jede Rhythmusstörungist gefährlich, und auch nicht jedes„Stolpern“ muss einen gleich in Panik versetzen.Das Kammerflimmern jedoch ist unmittelbar lebensbedrohlich.Dabei ist die Kammerfrequenz derart erhöht,dass die Pumpleistung des Herzens zum Erliegen kommt.Hier müssen dann sofort lebensrettende Maßnahmeneingeleitet werden.Merkt man denn jede Rhythmusstörung?Nein, die Bandbreite reicht von keinerlei Symptomenüber Herzstolpern bzw. Herzklopfen bis zu maximalerLuftnot, Druck auf der Brust, Schwindel oder auchOhnmachtsanfällen. Andererseits kann Herzklopfenauch nur auf Blutdruckschwankungen hinweisen.Die meisten Rhythmusstörungen, die man nicht spürt,brauchen keine besondere Behandlung. Doch wennSymptome vorliegen, sollte man sicherheitshalber einenKardiologen aufsuchen und das Problem abklären lassen.Dies gilt vor allem, wenn man über 50 ist oder Risikofaktorenhat wie Bluthochdruck, Diabetes oder einefamiliäre Häufung von Herzerkrankungen.Zu welchen diagnostischen Maßnahmen raten Sie?Das hängt zunächst davon ab, wie häufig dieSymptome auftreten. Wenn das beispielsweise allepaar Stunden der Fall ist, rate ich zu einem 24-Stunden-EKG. Treten die Symptome alle paar Monate fürStunden auf, wäre ein Anfalls-EKG in Ruhe anzustreben.Kommt es nur sehr selten und kurz zu Beschwerden,kann heutzutage eine Smartwatch erste Infor mationenliefern.Prof. Dr. Ralf LehmannChefarzt der Medizinischen Klinik IKardiologie/Angiologie/Internistische IntensivmedizinBezüglich der weiteren Diagnostik hat die Bildgebungenorme Fortschritte gemacht. So haben wir drei Ultraschallgeräteder neuesten Generation im Einsatz, diehervorragende Ergebnisse liefern. Gegebenenfalls könnenauch ein MRT, eine kontinuierliche Monitor-Überwachungauf der kardio logischen Überwachungsstation(IMC), eine tele metrische Monitorüberwachung sowieein tragbarer Ereignisrekorder zum Einsatz kommen.Welche Therapieoptionen gibt es?Es gibt eine Reihe hocheffektiver Behandlungsoptionen,die allein oder in Kombination zum Einsatz kommen.Grundsätzlich sind jedoch zwei Dinge wichtig:Zum einen muss durchaus nicht jede Herzrhythmusstörunggleich maximal behandelt werden, und zumanderen ist es von größter Bedeutung, jeden Patientensehr individuell zu behandeln. Dafür muss man sichnatürlich Zeit nehmen, was für uns eine Selbstverständlichkeitist, um die Symptome genau zu erfassenund die beste Therapie zu finden.Ausschlaggebend für die Behandlung ist zunächsteine sorgfältige Diagnostik. Wenn die Ursache in einerHerzmuskelentzündung oder einer koronaren Herzerkrankungliegt, kann allein schon deren Behandlungdie Rhythmusstörung beseitigen. Ansonsten haben wirbei behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungenvier therapeutische Säulen: die medikamentöse, dieWiederherstellung des Rhythmus über die sogenannteKardioversion, die Verödung von bestimmten Erregungsherdenim Herzen über die Katheterablation unddie Implantation eines Kardioverter-Defibrillators (ICD).Viele, insbesondere ältere Patienten mit Rhythmusstörungenkommen mit rhythmuserhaltenden Medikamentenund Betablockern gut zurecht. Im Akutfallist die Kardioversion eine sehr effektive und sichereOption, die Rhythmusstörung zu beseitigen. Dafür istlediglich eine Mini-Narkose notwendig. Ihr Nachteil istaber, dass sich in vielen Fällen die Rhythmusstörungnach einiger Zeit wieder einstellt. Es kann aberdurchaus sein, dass man nach einer Kardioversion überJahre Ruhe hat und keine erneute neue Rhythmusstörungauftritt. Gege benenfalls kann man die Kardioversionauch wieder holen. Bei Vorhofflimmern beispielsweisehat sich die Katheterablation bewährt, dielangfristig bessere Ergebnisse als die medikamentöseTherapie bringt.Mit der neuen Pulse Field Ablation steht uns nun einesehr viel sicherere, schnellere und gleichzeitig erfolgreichereMöglichkeit der Ablation zur Verfügung.Die Erfolgsrate liegt bei der ersten Ablation bei über80 Prozent über fünf Jahre, und kann bei „Therapieversagern“durch einen zweiten Eingriff nochmalsdeutlich erhöht werden. Studienergebnisse legen mittlerweilenahe, dass die Indikation für eine Ablationbei Vorhofflimmern eher früher gestellt werden sollte,um die Entstehung einer Herzschwäche oder anderernegativer Folgeerscheinungen zu vermeiden.Bei überlebtem Kammerflimmern beziehungsweiseschnellen Rhythmusstörungen kann ein eingesetzterDefibrillator vor dem plötzlichen Herztod schützen.Dabei handelt es sich um ein Gerät, das einemSchrittmacher ähnelt und unter lokaler Betäubung imHerzkatheterlabor eingesetzt wird.Welche Möglichkeiten gibt es, wenn dieRhythmusstörung wiederkommt?Die Ablation kann wiederholt werden, und wenn dasauf Dauer immer noch nicht hilft, gibt es weitereMöglichkeiten – zum Beispiel eine Kombination ausAblation und Schrittmacherimplantation oder ebenMedikamente. So kann in den meisten Fällen auchso genannten „Therapieversagern“ geholfen werden.Andererseits kann man auch gut lernen, damit zu leben.Manchmal entscheidet man sich auch für eineTherapie und stellt dann fest, dass vielleicht dochetwas anderes besser wäre. Dann sollte man sich mitdem Arzt seines Vertrauens zusammensetzen und alleOptionen durchsprechen. Grundsätzlich sind Herzrhythmusstörungenkein Grund, sich zu schonen. ImGegenteil – Studien haben gezeigt, dass Bewegung undSport hier ausge sprochen positiv sind. Bis auf Extremsportartenwie Marathonlaufen gibt es auch hinsichtlichder Sportart keine Einschränkung.KONTAKTAsklepios Kliniken Langen-Seligenstadt GmbHRöntgenstraße 20 · 63225 LangenTelefon: (0 61 03) 9 12-1341 · Fax: (0 61 03) 9 12-18 41 · ra.lehmann@asklepios.comwww.asklepios.comDas Medizin-Journal für Rhein-Main l August 2025www.rmm.de
AnzeigeHERZ UND GEFÄSSEGefahr fürs Herz: FettstoffwechselstörungenEin Fall für Spezialisten - großes Spektrum an BehandlungsmöglichkeitenBlutfette spielen eine entscheidende Rolle fürunsere Gesundheit – nicht nur in positiver,sondern auch in negativer Hinsicht. So weiß manheute, dass Störungen des Fettstoffwechsels(Lipid stoffwechsel) eine noch viel größere Rolle beider Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungenspielen als bisher angenommen.Was sollte man dazu wissen?Ein Zuviel an bestimmten Blutfetten erhöht das Risikofür Ablagerungen im Gefäß, sogenannte Plaques, undderen Folgen wie koronare Herzkrankheit und Herzinfarktganz erheblich, insbesondere wenn weitereRisikofaktoren hinzukommen. Fettstoffwechsel störungenverursachen keine Symptome, dafür aber derenFolgen. Daher ist eine Früh erkennung von größterBedeutung. Wir unter scheiden mehrere Formen vonHyperlipidämien. Bei der sogenannten Hypercholesterinämiesind die LDL-Cholesterinwerte erhöht.LDL ist der wohl am besten untersuchte Biomarker imBereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei niedrigenLDLC-Werten kann man von einem niedrigen Risiko fürHerzerkrankungen ausgehen, sofern keine weiterenRisikofaktoren vorliegen. Grundsätzlich wurden ausgehendvom Gesamtrisiko für HerzkreislauferkrankungenLDLC-Zielwerte definiert (zum Beispiel <55 mg/dL beiKHK), und es gilt „je niedriger desto besser“. Eine Hypercholesterinämiekann genetisch bedingt sein – in der seltenenForm von familiärer Hypercholesterinämie kannsogar ein Zwölfjähriger schon einen Herzinfarkt erleiden.Die häufigste Form ist die nicht-familiäre Hyper cho lesterinämie,bei der eine genetische Ver an lagung zusammenmit ungesundem Lebensstil eine Rolle spielen.Die zweite wichtige Fettstoffwechselstörung ist die Hypertriglyzeridämie,bei der dauerhaft erhöhte Triglyzeridwertevorliegen. Diese Form gewinnt immer mehr anBedeutung und ist typischerweise bei Diabetikern zufinden. Man weiß mittlerweile, dass die Senkung derTriglyzeridwerte allein das Risiko eines Herzinfarktsnicht senkt. Die eingesetzten Medikamente müssensowohl bei den Triglyzeriden als auch beim LDL-Cholesterinansetzen. Dafür stehen moderne Therapien zurVerfügung, mit denen sich diese Fettstoffwechselstörungensehr elegant behandeln lassen. Diese umfassenantikörperbasierte und zu künftig auch RNA-basierteund Anti-Sense-Oligo nukleotid-basierte Ansätze.Eine dritte Fettstoffwechselstörung betrifft das Lipoprotein(a). Dabei handelt es sich um einen unabhängigenRisikofaktor, der zu 90 Prozent vererbt wird. Studienhaben gezeigt, dass erhöhte Werte von Lipoprotein (a)das Risiko für Herzinfarkt und Aortenklappenstenoseganz erheblich steigern. Bis jetzt verfügen wir über keinewirksamen Medikamente, um Lipoprotein (a) zu senken.Die Studien hierzu laufen aktuell noch. Umso wichtigerProf. Dr. med. Roland KlingenbergStv. CA Medizinische Klinik lund Sektionsleiter Kardiologieist es, dass Betroffene regelmäßig ihre Gefäße und ihrHerz kontrollieren lassen.Welche Vorsorgemaßnahme empfehlen Sie?Für die Primärprävention ist das regelmäßige Überprüfender Blutfettwerte sehr wichtig. Wenn Fettstoffwechselstörungenin der Familie vorliegen, sollten dieWerte bereits im Kindesalter untersucht werden, umrechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen zu können.Ansonsten sollten sich auch jüngere Menschen einmalchecken lassen. In jedem Fall sollte das Screening ab40 Jahre zur normalen Gesundheitsvorsorge zählen.Welche therapeutischen Möglichkeitengibt es denn überhaupt, wenn der Fettstoffwechselaus dem Gleis geraten ist?Abhängig von der Form der Störung und vom Risikoprofildes Patienten gibt es sowohl medikamentöse alsauch nicht-medikamentöse Therapieformen. Vielen Laienwerden beispielsweise die sogenannten Statine einBegriff sein, die den Cholesterinwert zuverlässig senken.Aber es gibt noch weitere Medikamente, die den LDL-Cholesterinspiegel absenken. Ganz wichtig ist jedocheine Änderung des Lebensstils mit viel Bewegung undgesunder Ernährung.Sie leiten am Krankenhaus Nordwest eine spezielleLipidambulanz, die spezialisierte Diagnostik undTherapie bietet – auch bei hartnäckigenFettstoffwechselstörungen …?Ja, und ich kann jedem Betroffenen nur dringendempfehlen, einen Lipidologen aufzusuchen, wenn sichdie Blutfettwerte nicht in den Griff bekommen lassen.Schwierige Fälle, die vielleicht schon unter fortgeschrittenerVerengung der Herzkranzgefäße leiden,sind an einem Zentrum besser aufgehoben. So verfügenwir am Nordwest über modernste Bild gebung, bei derunter anderem mithilfe von speziellen Kameras dieGefäße ausgeleuchtet werden. Dies lässt uns dasAusmaß und die Ausdehnung der Plaque sowie derenZusammensetzung beurteilen und somit die lipidsenkendeTherapie maßschneidern.Zu den speziellen Therapien Ihrer Lipidambulanzzählen auch die PCSK9-Inhibitor-Therapieund die Lipidapherese. Was muss man sichdarunter vorstellen und wer profitiert davon?Bei der PCSK9-Inhibitoren-Therapie handelt es sichum eine Spritzentherapie, die zu einer drastischenSenkung des LDL-Cholesterinspiegels führt und sehrgut vertragen wird. Es gibt 14-tägige, vierwöchentlicheund sechsmonatliche zu applizierende Therapiemöglichkeiten.Somit kann man die Therapie sehr gut denBedürfnissen der Patienten anpassen – zum Beispiel,damit die Kühlkette für das Medikament bei häufigerReisetätigkeit nicht unterbrochen wird. Sie ist aberausschließlich Patienten vorbehalten, bei denen nachweislichalle anderen Therapiemöglichkeiten ausgereiztsind.Auch die Lipidapharese kommt erst infrage, wennalle anderen Therapieoptionen nicht angeschlagenhaben und es sich um einen Hochrisikopatientenhandelt, also jemanden, der bereits mehrere Herzinfarktehatte. Es handelt sich dabei um eine regelmäßigeBlutwäsche, die in wöchentlichem Abstanddurchgeführt werden muss.Die Lipidambulanz ist Teil Ihres neuenHerz-Lungen-Zentrums. Erläutern Sie unsabschließend bitte noch das Behandlungsspektrum.Das Herz-Lungen-Zentrum bietet umfassende Notfallversorgungund eine Vielzahl spezialisierterSprechstunden, die eine detaillierte Diagnostik undindividuell abgestimmte Therapieansätze ermöglichen.Neben der Lipidambulanz sind dies eine Sprechstundefür pulmonale Hypertonie, die Herzinsuffi zienz-Sprechstunde, eine kardio-onkologische Sprechstundesowie eine Schlaganfall-Präventions-Sprechstunde.Dabei verfügen wir über ein umfassendes Angebotan diagnostischen und therapeu tischen Möglichkeitenin der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.KONTAKTKrankenhaus Nordwest GmbHSteinbacher Hohl 2–26 · 60488 Frankfurt am MainTelefon (0 69) 76 01-48 00 · info.innere-medizin@khnw.dewww.krankenhaus-nordwest.deDas Medizin-Journal für Rhein-Main l August 2025www.rmm.de
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