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Schneekugel

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Das Magazin aus dem Frankfurt Museum

PRIDE &PREJUDICEQueeres

PRIDE &PREJUDICEQueeres Leben in Frankfurt –heute und damalsSeit 2023 findet in Frankfurt der „Pride Month“ statt. Ziel desrund einmonatigen Programms ist es, intersektionales queeresLeben und die Belange von LSBTIQ*-Personen sichtbarerzu machen. Auch das Historische Museum ist in diesem Jahrmit zwei Veranstaltungen dabei.Bereits am 4. Juni 2025 (19 Uhr) wird Clara Hartmannvon der Lili-Elbe-Bibliothek – einer privaten Sammlung vonBüchern und Filmen zu trans* und inter* Themen – überHertha Wind und W. Heinrich referieren, zwei trans*-Schicksale im frühen 20. Jahrhundert in Frankfurt. Die Veranstaltungfindet in Kooperation mit LUQS – Lesbenarchivund queere Sammlung Frankfurt und im Zusammenhangmit der vom 3. bis 20. Juni in der Paulskirche zu sehendenWanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen imNS 1933–45“ statt.Drei Wochen später, am 25. Juni (18.30 Uhr) stellt dannMarie Luise Leberke ihren Beitrag in der Bibliothek der Generationenvor. Leberke, Jahrgang 1938, floh als 20-Jährigeaus der DDR nach Frankfurt. Hier hatte sie 1990 ein spätesComing-out. „Es war für mich befreiend, offen lesbisch zuleben“, schreibt sie in ihren Erinnerungen. Diese enden angesichtsall der Vorurteile und Ressentiments, unter denenqueere Personen bis heute oft leiden, mit den Worten:„Ja, es ist viel erreicht, aber nicht alles ist gesichert. Jetzt2024/25 gibt es wieder verbale und auch tätliche Angriffe aufSchwule und Lesben. Wir danken den Männern und Frauen,die sich erfolgreich für die Rechte der Homosexuellen eingesetzthaben. Wir fühlen uns verpflichtet, diese Rechte zuschützen und zu bewahren.“ Weitere Veranstaltungen unter www.amka.de/pride-monthFrankfurterGesichterWie Menschen der Stadt erinnertund dargestellt wurden.Drei von 60: Bilder von Agnes Meyerhof(unbekannte Person, 1898), Erna Auerbach(Selbstbildnis, 1932) und Lovis Corinth(Ludwig Edinger, 1903)Nicht nur durch seine wechselndengroßen Sonderausstellungen bietet dasHistorische Museum Abwechslung.Auch in den Dauerausstellungen gibtes regelmäßig Bewegung. So werdenzum Beispiel 60 Bilder der Porträtwand„Frankfurter Gesichter“ in der Dauerausstellung„Frankfurt Einst“ allezwei Jahre ausgetauscht. Dabei geht esallerdings nicht nur darum, den Besucher*innenständig Neues zu bieten,erläutert die zuständige Kuratorin DorotheeLinnemann: „Die Originale sindsehr lichtempfindlich, sodass wir sieallein deshalb schon regelmäßig durchandere aus dem Depot ersetzen.“Der Wechsel bietet zudem die Möglichkeit,immer wieder neue Personenzu präsentieren. So soll die Vielfalt derStadtgesellschaft über die Jahrhundertevorgestellt werden – „nicht nur überalle Epochen hinweg, sondern auchdurch alle Altersstufen, Milieus, Berufeund Tätigkeiten“, sagt Linnemann.Die Formenvielfalt zeigt, wie Menschenerinnert und dargestellt wurden: inHandzeichnungen, Scherenschnitten,großformatigen Drucken, kleinen Passfotosbis hin zu opulenten Gemälden– wie jene nebenstehenden Bilder vonErna Auerbach, Agnes Meyerhof undLovis Corinth.HMF,Horst Ziegenfusz; Fahne: Adobe Stock12

ENSCHENDie Aufseherin1/2hochAZIm Historischen Museum arbeiten viele Menschen „hinter den Kulissen“.Eine davon ist Sandra Täuber. Als Oberaufseherin ist sie morgens schon im Haus,wenn andere noch schlafen.Porträt: Stefanie KöslingAuf der Website des Museums sind alle Mitarbeitenden desHauses aufgeführt, vom Leitungsteam bis zu den Mitarbeitendender einzelnen Abteilungen. Unter der AbteilungVerwaltung und Betrieb steht der Eintrag „Sandra Täuber,Oberaufsicht und Kasse“. Die 38-Jährige selbst findet daseinerseits „fantastisch“, andererseits immer noch „einbisschen verrückt“. Um zu verstehen warum, hilft ein Blickzurück.Im südhessischen Babenhausen aufgewachsen,machte Täuber vor rund 20 Jahren eine Ausbildung zurMalerin und Lackiererin. Damit hatte sie zwar einenBerufsabschluss, aber wenig Perspektive. „Als Frau war esschwierig, in diesem Bereich eine Anstellung zu finden“,erinnert sie sich. Also heuerte sie bei einem privatenSicherheitsdienst an. Immerhin: Ihre Schichten schob sienicht nachts auf abgelegenen Fabrikgeländen, sonderntagsüber zwischen kulturellen Meisterwerken. Sie arbeiteteals Aufsicht im Städel Museum und im LiebieghausSkulpturensammlung. Schon ein Jahr später wurde sie insHistorische Museum versetzt. Und siehe da: „Hier hat essofort gefunkt!“ Der freundliche Umgang der Menschendes Hauses habe sie gleich begeistert. Sie wollte unbedingtbleiben – und blieb. Anfangs arbeitete sie als Aufsicht,dann „hinter den Kameras“ in der Videoüberwachung undschließlich als Schichtleitung. Eines aber änderte sich inüber zehn Jahren nicht: Stets war sie für private Firmentätig, nie angestellt und dauerhaft abgesichert.Das änderte sich 2023. Das Museum setzte sich dafürein, sie als feste Oberaufsicht einstellen zu können. Es gelang,Sandra Täuber wurde Angestellte der Stadt Frankfurt.Erstmals hat sie einen unbefristeten Vertrag, planbareArbeitszeiten und ein festes Monatsgehalt. „Das ist einegroße Wertschätzung meiner Arbeit“, betont sie. Als Oberaufseherinschaut sie im Haus nach dem Rechten und kümmertsich darum, dass alles läuft. Für externes Personal– seien es ehemalige Kolleg*innen vom Sicherheitsdienst,Reinigungskräfte oder Handwerker*innen – ist sie zentraleAnsprechperson. Sie selbst bringt ihre vielfältigen Aufgabenso auf den Punkt: „Ich sorge dafür, dass sich alle imMuseum wohl und sicher fühlen können.“13

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