ZEITENfür alleMODERNEDAS „NEUE FRANKFURT“WIRD 100 JAHRE ALT.SEINE BAUTEN UNDSEIN DESIGN PRÄGENFRANKFURT BIS HEUTE.AUCH IM MUSEUMFINDEN SICH ZEUGNISSE.Siedlungs-+ WohnungsbauUnter Federführung von Ernst May als Leiter des HochbauundSiedlungsamtes verwirklichte die Stadt Frankfurt ab1925 ein zukunftsweisendes öffentliches Wohnungsbauprogramm.Ziel war es, möglichst schnell architektonischanspruchsvollen und bezahlbaren Wohnraum in – so dieDevise – von „Licht, Luft und Sonne“ geprägten Siedlungenam Rande der Stadt zu schaffen. Erstmals wurde Stadtentwicklungsystematisch geplant und der Wohnungsbauindustriell organisiert. Im Museum zeugt ein umfangreicherFoto- und Bildbestand von dieser einzigartigengemeinwohlorientierten Bautätigkeit. Die Luftaufnahmeund das Aquarell von Hermann Treuner zeigen die 1929fertiggestellte Römerstadt im Frankfurter Nordwesten.Binnen weniger Jahre entstanden aber nicht nur Siedlungen,sondern auch bedeutende öffentliche Gebäude, etwa dieGroßmarkthalle und der moderne Erweiterungsbaudes Gesellschaftshaus Palmengarten (im Bild links), beideentworfen von Martin Elsässer. Treuner-Aquarell: HMF, Horst Ziegenfusz; Römerstadt: Luftaufnahme des Stadtplanungsamtes 1929;Gesellschaftshaus: Grete Leistikow22
Möbel+ EinrichtungÜber den Wohnungsbau hinaus zielte das Neue Frankfurtdarauf, konkrete Lösungen für alltagspraktische Problemezu finden, die das Leben verbessern. Entsprechend sollteauch die Ausstattung und Einrichtung der Wohnungenfunktional, modern und hygienisch sein. Von Fensterrahmenüber Türklinken bis zu Geschirr wurden normierteAlltagsgegenstände mit hohem Designanspruch entworfen.Das bekannteste Beispiel: Mit der „Frankfurter Küche“erfand Margarete Schütte-Lihotzky den Prototyp derEinbauküche, in der Frauen – so die Vorstellung – alleTätigkeiten auf kleinem Raum rational und zeitsparendverrichten konnten. In der Dauerausstellung des Museumsist eine Originalküche samt der markanten Aluminium-Schüttenzu sehen, ebenso eine Kochkiste, mit derman ohne Strom kochen konnte. Der Bestand umfasstauch den zum Designklassiker gewordenen BugholzstuhlB403 von Ferdinand Kramer, der ab 1925 im FrankfurterHochbauamt für das Entwerfen neuer Systemmöbel zuständigwar. Schütte und Frankfurt Adler: HMF, Horst Ziegenfusz; Stuhl: HMF, Uwe DettmarMit der Frankfurt History App desHistorischen Museums kann manFrankfurter Geschichte(n) eigenständig inder Stadt erkunden. Im Jubiläumsjahr desNeuen Frankfurt wird das digitaleAngebot in Zusammenarbeit mit derErnst-May-Gesellschaft um Touren zudessen Erbe ergänzt: Wohnsiedlungen,Grünanlagen, Architektur und vieles mehr. www.frankfurthistory.appRGrafikdesign23+ TypografieDas Neue Frankfurt war der ganzheitliche Versuch, dieMenschen zu einem modernen Leben zu führen. Also sollteauch die grafische Welt modernisiert werden. So überarbeiteteder Grafiker Hans Leistikow als Leiter des städtischenDrucksachenbüros alle Geschäftspapiere im Stilder Neuen Sachlichkeit. Als er den heute im Museum ausgestellten„Leistikow-Adler“ als neues Frankfurter Stadtwappenentwarf, regte sich allerdings Widerstand gegendie als „gerupfter Spatz“ beschimpfte abstrakte Form.Geometrisch streng war auch die von Paul Renner entworfeneSchrift „Futura“, die zur prägenden Schrift desNeuen Frankfurts und zu einer der populärsten weltweitwurde. In der aktuellen Sonderausstellung „Bewegung!“ist ein Futura-Schriftsatz der legendären BauerschenGießerei aus Bockenheim zu sehen. Die Futura bildetauch die Grundlage für die Hausschrift des HistorischenMuseums und damit des Schneekugel-Magazins. FAO
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