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Schneekugel

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Das Magazin aus dem Frankfurt Museum

Folgen Erfindungen den

Folgen Erfindungen den vorhandenen Bedürfnissen oder produzieren Erfindungen neue Bedürfnisse?Im Jahr 1817 wurde das Patent für die Draisine, die Urform des heutigen Fahrrads, angemeldet.Versinken kann auch untergehen bedeuten.Denn die Ausstellung ist zwareinerseits niedrigschwellig und leichtverständlich, anderseits aber ebenauch alles andere als einfach und eindimensional.Der eine oder die anderekönnte sich also durchaus etwas überfordertfühlen. Doch hier kommt derMedia-Guide ins Spiel, speziell konzipiertfür Menschen, die sich die Ausstellungnicht auf eigene Faust erschließenwollen. Sie nimmt derMedia-Guide dann virtuell an dieHand und führt sie kompetent durchdie Ausstellung. „Im Unterschied zuanderen Audioguides, in denen nurvon Objekt zu Objekt geleitet wird, erzählenwir eine zusammenhängendeGeschichte. Das ist etwas ganz Besonderes!“,unterstreicht die Kuratorin.Zurück in die Ausstellung. Der Guidemöchte mit mir zunächst etwas imersten Ausstellungsbereich verweilen,auf der sogenannten Flanierwiese.Hier weist er mich auf einige Exponatehin, etwa eine Draisine, ein Laufradaus dem frühen 19. Jahrhundert. Dazuwieder nachdenkliche Einlassungen.Zum Beispiel: „Wie wir Raum und Zeiterfahren, verändert sich stetig – jenach vorhandenen Bedürfnissen folgenErfindungen. Oder andersherum:Neue Erfindungen produzieren neueBedürfnisse.“ Und immer wieder werdenFragen gestellt, werde ich aufgefordert,selbst über das Gesehene oderGesagte zu reflektieren.„Muss ich mir das wirklich allesunwidersprochen anhören,was der Guide mir hier sobuchstäblich aufs Ohr drückt?“Ehe ich mich versehe, stehe ich vorzwei Stühlen. Doch es sind keine gewöhnlichenStühle, werde ich aufgeklärt.Ich befinde mich an einer Weggabelung:Hier kann ich mich für einVerkehrsmittel entscheiden und damitdafür, wie schnell ich mich durch dieAusstellung bewege und was ich dabeierlebe: Ich kann gemütlich zu Fuß gehen,mit dem Rad, der Tram oder demAuto fahren oder – für ganz Eilige –mit dem Flugzeug fliegen. Die längsteFührung dauert 50, die kürzeste 25Minuten. An verschiedenen Knotenpunktenkönne ich aber auch immerwieder das Verkehrsmittel wechseln,heißt es.Ich will mir zunächst einen Überblick„von oben“ verschaffen und wähleden Flieger. Es ertönt eine Ansagewie an Bord eines Flugzeugs, auch eineTurbine rauscht im Hintergrund. Jetztbin ich offenbar „ready for take off“und es geht los. Ich überspringe – nein:„überfliege“ – verschiedene Tafeln undExponate: eine Bahnhofsuhr, einE-Scooter, weiter hinter auch ein Rollstuhl.Der Zusammenhang zum Thema„Bewegung“ ist naheliegend, aberwas hat ein altes Damenkostüm odereine Küchenschütte mit Mobilität zutun? Ich werde es von hier oben wohlnie erfahren.Die Stimme in meinem Ohr weistmich darauf hin, dass mein Trip hierüber den Wolken vor nicht allzu langerZeit gar nicht so selbstverständlich war.Erst nach der Jahrhundertwende, vom19. ins 20. Jahrhundert wurde die kommerzielleNutzung des Flugzeuges allmählichetabliert. „Die Ursprünge deut-28

Werbeplakat: Horst Ziegenfuszscher Luftfahrt sind, wen überraschtes, militärische. Und die früheste Finanzierungstammte aus Quellen vergangenerkolonialer Herrschaft“, erklärtdie Stimme. Darüber hatte ich inder Tat noch nie nachgedacht.Zusammen mit meinem Guide lasseich mir einen – leider nur virtuellen –Tomatensaft schmecken (sie trinktihn immer mit Salz und Pfeffer) undlande dann aber schon bald beim erstenZiel meiner Reise, der Themeninsel„Klima“. Hier werde ich plötzlichmit Fragen konfrontiert, die mich anmeiner Wahl des Verkehrsmittelszweifeln lassen. Denn: „Fliegen istmit Abstand die klimaschädlichsteArt der Fortbewegung“, heißt es tadelnd.Der Begriff „Flugscham“ stehtim Raum.Auch nach der nächsten Landung –auf der Themeninsel Gerechtigkeit –geht es ans Eingemachte. Die Stimmein meinem Ohr erinnert daran, dassBewegungsfreiheit eigentlich einMenschenrecht sei, das für mich gelte,für viele Menschen auf der Welthingegen nicht. Denn: „Bewegungist gleichzeitig Recht und Privileg.“Das ist ganz schön starker Tobak.Und um hier mal den Advocatus diabolizu spielen: Muss ich mir daswirklich alles unwidersprochen anhören,was der Guide mir hier sobuchstäblich aufs Ohr drückt?„Nein, müssen Sie nicht“, lachtLaura Hollingshaus. Sie ist am Museumfür Vermittlung im Allgemeinenund für Media-Guides im Besonderenzuständig. Und diesmal habe sichdas Museum eben ganz bewusst füreinen etwas spielerischen und künstlerischerenAnsatz entschieden.„Als Besucher*in muss ich michnicht notwendigerweise mit der Person,die da spricht, identifizieren,“ soHollingshaus, „ich kann mich genausogut an ihr abarbeiten. Dann hilftsie mir eben dabei, eine eigene Haltungzu entwickeln.“ Letztlich würdees aber auch in der Ausstellung genaudarum gehen: sich mit anderenPerspektiven auseinanderzusetzenund dabei auch einmal die eigenePosition kritisch zu hinterfragen.Schließlich sei alles in Bewegung.Vier vonvielenIm Begleitprogramm derAusstellung „Bewegung!Frankfurt und die Mobilität“finden auch zahlreicheVeranstaltungen in Kooperationmit Partnern statt.Vier Beispiele. ▶▶▶▶1. Schauplätze derMobilitätswende in Frankfurt:Diskurse, Akteur*innen,Maßnahmen.MO 28.4., 17 — 20 UhrFrankfurt hat sich auf den Weg gemacht,Mobilität und Verkehr nachhaltig zutransformieren. Bei diesem Gang durch dasNord- und Westend werden die zentralenSchauplätze der aktuellen Mobilitätswendebesucht und gemeinsam diskutiert. Dabeiwerden Forschungsergebnisse aus demFrankfurt Lab for Social-EcologicalTransformation of Urban Mobility(SET-Mobility) vorgestellt.▶ Die Exkursion ist kostenlos, Anmeldungan mobilitaetsforschung@uni-frankfurt.deTreffpunkt: Frankfurt, Merianplatz2. Mobilitätsmanagement:Immobilien gestaltenMobilitätMI 7.5., 16–18 UhrNach zwei kurzen Vorträgen, die das ThemaMobilität und Immobilien in Zusammenhangbringt, geht es zur Exkursion nach draußen:In einem neu gebauten, autofreien Wohnquartieran der Erich-Ollenhauer-Straße inOberursel bekommen die Teilnehmer*innenEinblicke in die Umsetzung eines Mobilitätsmanagements.In Kooperation mit der StadtOberursel.▶ Eintritt ist frei, Anmeldung erwünscht überhttps://eveeno.com/exkursion-mobilitaetsmanagemenRathaus Oberursel, großer Sitzungssaal3. Autonom Fahren inStadt und Land – gewünschtoder gefürchtet?DI 24.6., 18.30–20 UhrWelches Potenzial steckt im autonomenFahren? Ist es die Lösung für denFachkräftemangel im ÖPNV? Und wiereagieren Fahrgäste und Passant*innendarauf? Über diese und viele weitere Fragendiskutiert ein hochkarätig besetztes Podiummit Kerstin Bitterer, BereichsleiterinInnovations- und Netzwerkmanagementbeim House of Logistics and Mobility(HOLM).▶ Eintritt ist frei, Anmeldung erwünschtan kommunikation@frankfurt-holm.deHOLM, Bessie-Coleman-Str. 7,Frankfurt am Main4. Emanzipation undrasante Entwicklung?! Frauenund RadsportDO 4.9., 18.30–20 UhrBei dieser Podiumsdiskussion wird die nochviel zu wenig bekannte Beziehung zwischenFrauen/FLINTA* und Radsport von denAnfängen des Fahrrades bis heutebeleuchtet. Dabei spielen die FrankfurterGeschichte, aktuelle Entwicklungen imlokalen Breitensport, die Stellung von Frauenim Profisport und die wissenschaftlichePerspektive eine Rolle.▶ Historisches Museum Frankfurt,Leopold-Sonnemann-Saal (ohneAnmeldung, 4 €/erm. 2 €)▶ Das ganze Begleitprogramm finden Sie ab Seite 40.29

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